Renaissance des Appellations und Haut Les Vins 2016 – Eindrücke und Notizen

Hautlesvins2016

Alle Jahre wieder, am Samstag vor der ProWein, findet die Probe der Renaissance des Appellations Winzervereinigung statt. Jener Organisation, die von der Biodyn-Ikone Nicolas Joly ins Leben gerufen wurde. Eine überaus spannende Veranstaltung, da sie einerseits ein breites Spektrum an Appellationen (vornehmlich aus Europa), andererseits insgesamt qualitativ sehr hochwertig arbeitende Winzer an einem Ort zusammenbringt.

In diesem Jahr hat sich noch eine weitere Organisation, nämlich “Haut les vins” (Ableitung von “Haut les mains” = “Hände hoch”) der Veranstaltung angeschlossen. Die Winzer dieser Vereinigung arbeiten ein Stückweit radikaler und bieten sogenannte “Naturweine” an. Ein Grund mehr sich an diesem Samstag Mittag im Düsseldorfer Industrieclub einzufinden.

Nachfolgend ein paar Impressionen und Notizen (die Winzer beider Vereine sind hier in einen Topf geschmissen, mea culpa).

Marcel Deiss Riesling

Die außergewöhnlichen Gewächse von der Domaine Marcel Deiss sind allesamt extrem spannend, doch haben sie auch das Image des Komplizierten anhaften. Es handelt sich bei den Weinen um gemischte Sätze, wobei die vielen verschiedenen Rebsorten als perfektes Medium herhalten sollen, um den Charakter der einzelnen Lagen wiederzuspiegeln. Man kann es vielleicht so erklären: In einer Weinprobe achtet man darauf, dass alle Teilnehmer aus dem selben Glastyp probieren, so dass die sich ergebenden Einschätzungen möglichst vergleichbar sind. Bei Marcel Deiss geschieht diese standardisierte Betrachtung quasi eine Ebene höher. Alle Toplagen sind mit der gleiche Rebsortenvielfalt bestückt, so dass die Einschätzung des Terroirs nicht von einer Rebsorte abhängt sondern Boden, Klima und Mikroklima immer die gleichen Voraussetzungen haben sich auszudrücken. Diese Rebsortenvielfalt und die damit verbundene Philosophie führen aber auch dazu, dass man nie weiss, ob dieser Wein eher trocken, oder jener Wein eher auf der süßen Seite ist. Auch die Alkoholangaben auf den Etiketten kann man hier nicht als Richtmaß nehmen. Ein aufwändige Erklärtabelle in der Innenseite des Versandkartons schafft hier seit einigen Jahren Abhilfe, doch wer will schon gerne eine lange Bedienungsaneleitung lesen. Gut also, dass ich an diesem Stand einen neuen Wein von Marcel Deiss, einen “einfachen” gemischten Satz entdeckt habe, der aus verschiedenen Lagen stammen soll. Dieser ist auf gar keinen Fall kopflastig. Zwar ist er auch eher dicht und stoffig, dabei aber auf jeden Fall herb statt süßlastig und das typische Energiegeladene der Deiss-weine kommt hier ganz wunderbar durch!

Pierre Frick Pinot

Die Weine von Pierre Frick finde ich gewöhnungsbedürftig. “Biodyn to the core” scheint hier das Motto zu sein. Selbst die Weissen haben unglaubliche Stinker, die nicht nur von der Spontanvergärung stammen können. Da frage ich mich schon wie diese sich entwickeln werden und ob es tatsächlich Lagerungspotential gibt. Doch das Experiment wage ich dann lieber mit den roten Frick-Weinen, zum Beispiel dem Pinot, der ein kerniges Tanningerüst mit sich bringt, in dem die filigrane Frucht fast verschwindet. Doch auch hier ist der Ausgang des Alterungsexperiments ungewiss. Werden diese Weine je harmonisch?

Hautlesvins2016

Einfach nur schön waren für mich die Weine von Marc Tempé – übrigens ein lustiger Geselle und eindeutig ein Lebemensch. Seine Pinot Gris’ überzeugen mich wie nur selten welche, selbst jener der komplett im neuen Holz ausgebaut wurde, ein unglaublich eleganter und harmonischer Wein. Aber mein Highlight ist der sehr schöne Riesling Zellerberg, der gute 2 Jahre auf der Hefe lag und auch dank des niedrigen Alkoholgehalts von 12-12,5% eine wunderbar cremige Frische transportiert. Diesen muss ich unbedingt nochmal probieren!

"Muscat

Von der Domaine Loew, ebenfalls im Elsass ansässig, ist mir neben einigen sehr schönen Lagenweinen auch dieser Muskateller aufgefallen. Dieser steht für “Easy drinking” und für sehr viel Frische. Die bei restsüßen Muskatellern oft vordergründigen, fast plumpen Aromen bleiben hier angenehm dezent. Auch die auf jeden Fall vorhandene Süße hält sich brav im Hintergrund.

Hautlesvins2016

Die Champagner des Hauses Bedel müssen eigentlich nicht mehr vorgestellt werden. Insbesondere der Pinot Meunier-lastige “Entre Ciel et Terre” hat es mir an diesem Tag angetan. Allein die unglaublich feine Perlage macht schon jeden Schluck zum Erlebnis, aber auch insgesamt stimmt hier die Harmonie.

Vignoble Reveille White Spirit

Was neues aus dem Süden, aus dem Roussillon, um genau zu sein. Das Weingut “Vignoble Reveillé” bietet mit dem “White Spirit” einen reinsortigen Macabeu mit toller Frische, aber auch andere spannende Weine (Carignan, Syrah), die mit stylishen Etiketten ausgestattet sind. Merke ich mir.

Nicolas Joly

Bei Nicolas Joly, dem Spiritus Rektor der modernen Biodynamie (Übrigens sehr schön in der 2. Ausgabe des Weinmagazins Schluck beschrieben), sind die Weine extrem schwankungsanfällig. Die Philosophie des Nicht-Eingreifens bietet den Jahrgängen die Bühne sich sehr deutlich auszudrücken, im Guten wie im Schlechten. Die 2014er sind auf jeden Fall exzellent gelungen, sind voller Leben und Energie und zeigen sich dabei auch wundervoll harmonisch. Dies gilt (momentan) fast noch ein Stückweit mehr für den “kleinen” Wein der Domaine, den “Clos de la Bergerie”. Diesen würde ich glatt als Kauftipp einstufen, obwohl wir hier auch schon bei rund 40 Euro die Pulle liegen.

Etceterra Amphore

Einen sehr schönen Amphorenwein aus der Rebsorte Chenin Blanc präsentiert die (mir vorher unbekannte) “Famille Vaillant” der Domaine des Grandes Vignes (was ein pompöser Name). Der Etceterra erscheint so unglaublich harmonisch und vermittelt dabei eine schöne Leichtigkeit. Spannend.

Francus Kavinarija Tajna Chardonnay

Eine unglaubliche Besonderheit sind die serbischen Chardonnays von Estelle und Cyrille Bongiraud des Weinguts Francus Kavinarija. Die beiden Franzosen stellen beeindruckende Weine her, die den großen Weissweinen des Burgunds in nichts nachstehen. Wenn man die Geschichte der Menschen und des Guts liest, muss man ob der Qualität der Weine nicht überrascht sein. Cyrille ist Bodenexperte, hat jahrelang etliche Weingüter in Fankreich und im Ausland zum Thema Terroir beraten. Estelle stammt aus einer bekannten Négociant-Familie aus Beaune. Irgendwie sind die beiden auf die lange aber fast vergessene Historie der Weine aus dem Ort Roglievo gestoßen. Als Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich die Reblaus grasierte, wurde der französische Markt mit Weinen aus dem serbischen Ort versorgt. Diese gewannen auf der Weltausstellung in Paris sogar Medaillen. Tajna ist ein vibrierender, tiefer und langer Chardonnay, der genauso gut aus Meursault stammen könnte. Soweit bekannt sind die Weine in Deutschland bisher leider nicht erhältlich.

Domaine Pierre Luneau Papin

Ähnlich wie den Weinen des Beaujolais hängt auch den Weinen aus der Muscadet-Region (quasi das westliche Ende der Loire) ein Rammsch-Image an, gelten diese Weine oft als günstige Weinbegleitung zu Fisch und Meeresfrüchten. Doch die knochtentrockenen Weine aus der Rebsorte Melon de Bourgugogne können sehr komplex sein. So beispielsweise die Weine der Domaine Pierre Luneau-Papin. Es macht einfach Spaß sich durch die Linie zu probieren: Die Weine zeigen tiefe, erdige Noten und transportieren eine salzige Mineralik – es sind definitiv mehr als nur einfache Essensbegleiter. Und wer in der Weinwelt abseits von Burgund und Bordeaux noch Schnäppchen sucht, ist hier an der richtigen Stelle. (Die Weine sind in Deutschland z.B. bei Marxen Wein erhältlich)

Hautlesvins2016

Letztes Jahr habe ich schon von den galizischen Weinen von Luis Rodriguez geschwärmt, die auf einer ganz eigenen Art und Weise Rustikalität und Feinheit vereinen. Damals war ich vor allem von den feinmineralischen Weissen angetan. Mein Highlight in diesem Jahr war der rote Escolma, der aus den Rebsorten Caiño, Brancellao und Ferrol gekeltert wird. Die Gärung geschieht im Stahltank, der weitere Ausbau im französischen barrique. Diese feine Frucht mit dem leicht ruppigen Tanningerüst. Genau mein Fall. (Die Weine sind in Deutschland bei Vinisüd erhältlich)

Jean Philippe Padie Fleur de cailloux

Die Weine von Jean-Philppe Padié stammen aus Calce, dem schon fast mythischem Weindorf im Süden Frankreichs, das etliche bekannte Namen wie Gauby und Horizon hervorbrachte. Die Kalkböden sind auch in seinem Weisswein Fleur de cailloux deutlich schmeckbar. (Die Weine von Philippe Padié sind in Deutschland bei Wein Kreis erhältlich).

Hautlesvins2016

Cerdon, das sind spannende Schaumweine, die aus den roten Rebsorten Gamay und Poulsard erzeugt werden und in Deutschland fast gar nicht auf den Markt kommen. Die Besonderheit liegt unter anderem in der leichten Restsüße dieser Weine. Renardat-Fache ist einer der angesehensten Produzenten. Sein Cerdon zeigt ein sehr schönes, cremiges Mousseux. Die feine Restsüße wird durch eine gleichzeitig auftretende Frische und Würze schön ausbalanciert.

Domaine des Marrans chiroubles

Ich werde nicht müde für die Weine des Beaujolais eine Lanze zu brechen. Es gibt kaum Regionen in denen man für so wenig Geld solch befriedigende Rotweine findet. Immer mit Trinkfluss, mit Süffigkeit, aber auch mit Struktur, Anspruch und Langlebigkeit. Auch die Weine der Domaine des Marrans sind ausnahmslos zu empfehlen.

Nicolas Joly
Nicolas Joly, der Gründer der “Renaissance des Appelations”, im Video-Interview.

Nachfolgend noch weitere probierenswerte Weine als lose Ansammlung:

Chateau la tour grise saumur

Vouvray Francois Pinon

Domaine Serol Cote Roannaise

Rene Bouvier Marsannay Clos Du Roy

Champagne Tarlant

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