Einen guten Start der ProWein habe ich beim rheingauer Kultwinzer Hans Josef Becker erwischt, der immer ein paar seiner gereiften Preziosen im Gepäck hat. Auch diese 1998er Spätlese trocken vom Wallufer Walkenberg zeigt sich noch mineralisch vibrierend am Gaumen. Primärfrucht ist hingegen nicht mehr viel vorhanden, doch die vermisst man bei solch einem Wein auch nicht!
Die Bierzo-Weine von Descendientes de J. Palacios gehören zu meinen Favoriten, wenn es um spanische Rotweine geht. Sie haben diese gewisse Kühle, die so vielen Weinen in Spanien fehlt. Moncerbal ist eine Einzelparzelle in der Nähe des Dorfes Corullon. Die Mencia-Traube ergibt hier einen eleganten, frischen Rotwein, mit geschmeidigen, feinkörnigen Tanninen. Die Frucht wird durch eine ätherische Qualität ergänzt.
Die Kirchmayrs vom gleichnamigen Weingut aus dem Kamptal hatten einen wahren Schatz gereifter Gewächse mit zur ProWein gebracht. Das Angebot gereifter Weine unter dem Namen “Solisten” hat hier schon seit vielen Jahren Tradition. Unglaublich beispielsweise, wie gut dieser Grüne Veltliner der Lage Strasser Stangl aus dem Jahrgang 1998 da stand. Feingliedrig und tiefgründig.
Uwe Schiefer, vor allem bekannt für seine unnachahmlichen Blaufränkisch-Weine hat auch einen beeindruckenden Weisswein im Program. Es handelt sich um eine Cuvée aus Welschriesling und Weissburgunder, wobei der Zusatz “m” für maischevergoren steht. So wundert es auch nicht, dass der Wein ist eine druckvolle und geschmeidige Geschmacksbombe ist.
Neben seinen wie immer genialen jüngeren Blaufränkisch-Weine hatte er auch einen unglaublichen gereiften 2001 Reihburg dabei, welcher eindrucksvoll das Potential dieser Rebsorte unterstrich. Immer noch mit ausreichend kirschiger Frucht dabei kühl und mit samtigem Tannin.
Auch aus Portugal gab es erfrischendes. Der weisse Xisto ist eine Cuvée autochthoner Rebsorten, ein Projekt von Luis Seabra. Unglaubliche Frische, und lebendig Säure wie man es kaum von einem portugiesischem Weisswein erwarten würde. Hiervon wird man noch viel hören.
Die Rotweine vom Weingut Krebs sind momentan in aller Munde. Mir hat einerseits der sehr saftige 2013 Spätburgunder gemundet, andererseits auch der 2012 Portugieser Reserve, der einmal mehr zeigt, was mit dieser Rebsorte alles möglich ist.
Die beiden Jungs vom Weingut Rings hatten einiges zu bieten an ihrem ProWein-Stand. Der Knaller war mit Sicherheit ein Aglianico, der in der Pfalz aus Trauben des italienischen Weinguts Feudi di San Gregorio gekeltert wurde. Neben einem ausserordentlich eleganten, fast genialen 2013 Steinacker Spätburgunder habe ich auch grossen Gefallen an einem Weissburgunder gefunden. Der 2013 Weilberg vereint Kraft und Frische. Den muss ich unbedingt noch einmal probieren.
Einen spannenden Sekt für vergleichsweise kleines Geld (rund 15€) gibt es beim rheinhessischen Weingut Braunewell zu kosten. Es handelt sich um Chardonnay Lesegut von Kalkmergel-Böden, welches nach traditioneller Art zu Sekt verarbeitet wird (Flaschengärung, Rütteln von Hand). Der Blanc de Blancs Chardonnay Brut ist schön trocken, frisch und spritzig, aber auch fein und elegant, mit raffinierten Fruchtnoten.
Viel ausprobiert wird im ebenfalls rheinhessischen Weingut Espenhof. Ein Beispiel ist der 2014 Savage Sauvignon Blanc, der über Maischespontanvergärung viel Aroma mit auf den Weg bekommen hat. Der Wein hat viel Biss, viel Aroma und zeigt sich wild und stinkig, im besten Sinne.
Auch Jungwinzerin Juliane Eller war auf der Messe anwesend. Die Flaschen sehen nicht nur hübsch aus, auch der Inhalt kann sich sehen lassen. Mit Sicherheit wird in den nächsten Jahren noch von viel von der jungen Dame zu hören sein.
Im Rheingau tut sich was, nicht nur seit dem Fest. Ein sehr schöner trockener Riesling ist dieser 2014 Erbacher Steinmorgen vom Weingut Jakob Jung. Er scheint mir in seiner Rheingau-Ausprägung klassisch und modern zugleich. Will heißen: Mit der typischen Rheingau-Frucht aber auch sehr geradlinig mit viel Zug am Gaumen.
Sehr spannend ist das, was Johannes Kopp vom gleichnamigen Weingut aus der Ortenau zu präsentieren hat. Nicht nur die sehr ansprechenden Etiketten der Medienagenten haben es mir dabei angetan, sondern die gesamte Story des Weinguts und natürlich auch die Inhalte der Flaschen. Zum Beispiel der Inhalt des abgebildeten 2013 Feigenwäldchen Riesling. Es ist ein unglaublich feiner und frischer Riesling, mit leicht erdigen Noten, der bei angenehm sparsamen 11,5% Alkohol ein Maximum an Geschmack bringt. Ich stehe auf diese low alcohol Weine, die es immer öfter in manchen Weingütern zu finden gibt.
Sebastian Strub ist für mich längst kein Unbekannter mehr, gehört er doch zu einer Handvoll extrem talentierter Winzer aus dem für mich nicht zu weit entfernten Ort Nierstein. Neben seiner Tätigkeit im Weingut St. Antony brilliert er auch im eigenen Weingut (Vorsicht – es gibt in der Gegend mehrere Strubs die gute Weine machen). Die neueste Kollektion aus Riesling und Silvaner kann sich sehen lassen: Frucht, Mineralität und Säure stehen im Einklang. Wer auf gelungene Experimente steht sollte sich den Sauvignon Blanc aus dem Pettenthal nicht entgehen lassen – mit ziemlicher Sicherheit ein Kultwein.
Lässig nach vorne blicken kann das Weingut Lehnert-Veit wohl zu recht. Vieles ist hier gerade im Umbruch, beispielsweise könnte es bald ein neues Corporate Design geben (im Bild ein Entwurf neuer Etiketten). Sicher ist, dass sich die Riesling-Weine aber auch die Burgunder sich auf jeden Fall auch sehen lassen können.
Als treuer Besucher war ich auch dieses Jahr wieder bei den sympathischen Winzern aus dem Bourgueil. Viele preiswerte und auch lagerfähige Tropfen gibt es hier zu entdecken. Der La Romana vom Domaine des Ouches ist eine Besonderheit, da es sich um einen in kleinen Tonamphoren vergorenen Wein handelt. Die volle Cabernet Franc-Frucht und die unnachahmliche Frische der Bourgueil-Weine sind auch in diesem Wein vorhanden. Der Amphoreneinsatz bringt hier wohl vor allem ein seidigeres Mundgefühl im Vergleich zu den fassgereiften Weinen.