Hamsilos & Schenck’s Fisch Restaurant im frankfurter Bahnhofsviertel

Das frankfurter Bahnhofsviertel, vor allem für sein Rotlichtmilieu bekannt, entpuppt sich immer mehr als Fundgrube für interessante Essgelegenheiten. Meist handelt es sich dabei um exotische Bistrots oder Imbisse, aber auch um “Casual Eats”-Restaurants mit teilweise überzeugendem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Überhaupt scheint sich hier ein Trend abzuzeichnen, der spannender nicht sein könnte. In den immer noch als verrucht geltenden Stadtteil mischen sich heute alternative Szene Bars (Plank), Nachtclubs im “authentischen” Rotlicht-Schmuddel-Look (Pik-Dame) und eben die bereits erwähnten Imbisse mit Spezialitäten aus aller Herren Länder.

Bereits berichtet habe ich vor langer Zeit über das Lam Frères, ein Vietnamesisches Restaurant, das sich auch heute noch grosser Beliebtheit erfreut. Nur ein Häuserblock weiter, auf der Münchener Strasse, befindet sich das Hamsilos & Schenck’s Fisch Restaurant. Früher befand sich hier die Fisch- und Feinkosthandlung Schenck (angeblich seit 1540). Heute haben neue Eigentümer die Adresse mitsamt Namen des Vorbesitzers übernommen und servieren preisgünstige und frische Fischgerichte.

Hamsilos und Schenck'S

Eins sofort vorneweg: Die Lokalität gewinnt keinen Schönheitspreis. Die Einrichtung scheint eher pragmatischer Art und vom Ambiente her ist es bestimmt kein Ort um die Schwiegereltern oder das erste Date auszuführen. Jedoch deuten die vielen Angebots-Zettel und Holztafeln an, dass der Restaurantanspruch ernst genommen wird; und nachdem man sehr freundlich empfangen wurde, fühlt man sich gleich willkommen und man kann dem Ort gar eine gewisse charmante Gemütlichkeit nicht mehr absprechen.

Aber ich will nicht zusehr abschweifen. Sowieso lässt man im Hamsilos eher die Produkte für sich sprechen. Denn sofort beim betreten fallen die Augen auf die Auslage direkt vor der Küche. Dort wird man zuerst von prachtvollen Doraden angestrahlt, die wohl frischer nicht sein könnten: Die glänzenden Augen verraten es. Doch ich entscheide mich für einen kaum weniger frisch anmutenden Loup de Mer. Daneben liegen noch saftige Kabeljaufilets, Rotzungen und viele weitere Bewohner der Meerestiefen.

Während wir auf unsere Gerichte warten, den Blick neidvoll auf die unglaublich photogene Fischsuppe unseres Nachbarn gerichtet, nippen wir schonmal an unseren Weingläsern: Im Hamsilos gibt es nämlich tatsächlich auch eine kleine Weinauswahl. Probiert haben wir 2 türkische Weissweine, die beide schön trocken und sauber waren und gut zum Fisch gepasst haben – da kann man nicht meckern. Ausserdem wurde dadurch, obwohl ich mir die Namen der Weine nicht merken konnte, in gewisser Weise der Horizont erweitert. Übrigens: Ohne Aufforderung durfte ich zur Entscheidungsfindung von beiden Weinen vorher ein Probeschluck nehmen – sowas nennt man Service und Freundlichkeit!

Und da kommt er endlich, der Prachtkerl. Serviert wird der Loup halbiert und gegrillt, nur mit einem Faden Olivenöl versehen, mit Petersilienflocken berieselt und dazu ein Zitronenviertel. Als Beilage stehen noch dicke Scheiben Bratkartoffeln (Gemüsebeilage war aus) bereit. Tja, und auch hier gibt es nix zu meckern, eher im Gegenteil. Der Fisch ist wahrlich frisch und saftig fein im Geschmack – von der Qualität gibt es kaum ein Unterschied zu den Exemplaren der lokalen Spitzengastronomie (Es war aber ein kleinerer Wolfsbarsch mit etwas weniger Fleisch). Zwar gibt es von der Zubereitung wohl schon einen Unterschied, denn er wird hier bestimmt nicht in der Salzkruste gebacken und mit Fenchelsauce serviert, aber das tut dem Ganzen kein Abbruch. Das Fleisch gerät genauso saftig und die wöchentliche Dosis Omega 3 erhält man auch hier mit Genuß. Und jetzt halten Sie sich bitte fest: Sage und Schreibe 14 Euro kostet dieser Teller. Wenn das mal kein Gutes PLV ist?

Da behaupte noch einer frischer und guter Fisch sei in Frankfurt zwangsläufig teuer. Wer sich trotz solch einer Adresse genötigt fühlt zum Fishmäc oder zum panierten Tiefkühlfisch zu greifen, dem kann keiner mehr helfen. Der Weg ins Bahnhofsviertel lohnt sich.

Hamsilos und Schenck’s Fisch Restaurant
Münchener Strasse 28
60329 Frankfurt am Main
Tel: 069 23 31 27

Hamsilos Frankfurt

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  1. Blauer Bock Said,

    Habe den Blog mit ambivalenten Gefühlen gelesen.
    Auf der einen Seite freue ich mich, dass das die kulinarischen Perlen im Bahnhofsviertel mehr Beachtung erfahren. Im Hamsilos gibt es “Edelfisch” Qualität zu “Nordsee” Preisen, immer frisch und bodenständig mit erstklassigen Fisch zubereitet, außerdem ein familiärer, unprätentiöser aber umso aufmerksamerer Service.
    Auf der anderen Seite befürchte ich das Einträge wie dieser dazu führen, dass die einzigartige Multi-Kulti-Atmosphäre mit der skurilen Zusammensetzung von Gästen aus den verschiedensten Kulturen und Milieus auch hier verloren gehen wird und die Frankfurter Geld Schickeria auch hier mit ihrem Einheits-Grau Einzug halten wird.

    Auf jeden Fall hat Ihr Artikel mir Appetit gemacht, werde mir gleich in der Mittagspause die Fischsuppe oder das Mittagsmenu dort gönnen!

  2. Blindtaster Said,

    Genau so ist es. “Edelfisch” Qualität zu “Nordsee” Preisen! Kann die ambivalenten Gefühle nachvollziehen, die “Gentrification” des Viertels ist auch schon längst im Gange.
    Nachweinen werden wir dem Stadtteil ganz sicher, bestimmt aber werden dann andere Stadtteile diese Rolle übernehmen.
    Aber vielleicht ist bis dahin doch noch ein bisschen Zeit! Lassen Sie sich die Fischsuppe schmecken!

  3. The Wine Rambler Said,

    Dem Schaufenster nach waere ich da glatt vorbeigegangen, aber es klingt super. Wenn ich also mal wieder durch Frankfurt komme…
    Gruesse, Torsten

  4. Blindtaster Said,

    Ja, es ist definitiv in dei Kategorie “hochwertige Imbisse” einzustufen! Aber in Sachen Fisch auch unabhängig einer Kategorie einfach nennenswert. Da sollte man nicht dran vorbei laufen, auch wenn’s so aussieht!

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