Der Tag fing schonmal gut an. Naiv und ignorant kauften wir am frankfurter Hauptbahnhof ein Hessenticket für 5 Personen und stiegen in den Zug Richtung Heidelberg. Kurz vor unserem Zielbahnhof Bensheim mussten wir, zusammen mit dem Zugbegleiter feststellen, dass wir nicht zur Fahrt im EC berechtigt waren. Der Kontrolleur nahm’s gelassen und drückte beide Augen zu. Wann gibt es sowas schon: Die personifizierte Freundlichkeit und Kulanz in Gestalt eines DB-Kontrolleurs! Wie gesagt: Der Tag fing schonmal gut an.
Das Wetter spielte Anfangs nur bedingt mit. Zwar blieb es trocken, doch Wolken und Wind liessen mich an meiner einsamen Kleidungswahl – kurze Hosen – arg zweifeln.
In Bensheim mussten wir den kurzen aber steilen Weg zum Kirchberg hochlaufen, wo die erste Station mit Verpflegung aufgebau war. Der Andrang war schon ziemlich gross, kein Vergleich zum Beispiel mit der Weinpräsentation am Roten Hang, wo alles etwas gemütlicher zugeht.
Erstmal ein erfrischend spritziger Riesling aus dem rustikalen, traditionellen, altmodischen Holzfaß…
…Ähem, Pardon: Hochmodernen Bierfaß! ;=) Spaß beiseite: Das war ein frischer Zechwein, der zwar recht säurebetont ist, aber auch sehr mineralisch daherkommt. Nach dem Aufstieg also genau die richtige Erfrischung!
Das Blatt wendete sich nun, die Sonne schien alsbald ins Glas und auf meine kurze Hose erntete auf einmal neidische Blicke. Ha!
Zur nächsten Station ging es dann den Hang hoch zum Fürstenlager.
Dort liess sich auch gleich der Jahrgang 2011 begutachten. Zeitungberichten zufolge gibt es einen Vegetationsvorsprung von 14 Tagen.
Hier oben war die Stimmung am schönsten, die Sonne am strahlendsten…
…und der Andrang am Weinstand am grössten.
Ergattert haben wir einen 2010 Weissburgunder der Hessischen Staatsweingüter und er passte auch irgendwie ins positive Bild der Burgundersorten des Jahrgangs: Feinduftig mit frischer Säure. Bei dem Wetter: 1A und auch für die 8,50 die er ab Weingut kostet eine Überlegung (oder eine Nachverkostung) wert.
Dieser 2007er WB (mit fleckigen Etikett) vom selben Weingut konnte weniger die Massen begeistern. Ich fand ihn aber gut trinkbar mit leicht pikanter Ader.
Das Ganz ist gut durchorganisiert!
Zum Abschluss gab’s noch ein Schluck 2009er, der war übrigens fast genauso spritzig wie der Nachfolgejahrgang.
sowie zünftigen Flammkuchen und Saumagen mit leckerem Rahmwirsing in der bensheimer Gaststätte zum Blauen Aff. Gemütlich war’s!
Weinwanderungen sind immer schöne Veranstaltungen, vor allem wenn das Wetter mitspielt. Mein persönlicher Hit ist die Weinpräsentation am Roten Hang in Nierstein, dieses Jahr am Wochenende vom 11.Juni. Nicht nur werden dort Weine aus Spitzenlagen ausgeschenkt, es geht auch noch viel beschaulischer zu und der Blick ins Rheintal ist einfach eine Augenweide