Die Prowein: Verkostungszonen, Weindiagramme, Expertisen, Hallen, Hallen, Hallen voll mit Wein. Der Overkill an Eindrücken. Aber es hat viel Spaß gemacht. Ein paar wenige gemischte Eindrücke habe ich hier gesammelt:
Es gab neue Projekte von Winzern, die man kennt. Katharina und Kai starten Ihr gemeinsamens Projekt “der Liter”. Es geht um eine duftige Weisswein-Cuvée mit Easy-drinking Faktor.
Alles ganz schlicht und auf den Punkt. Das Projekt kann man am besten auf der dedizierten Facebook-Seite verfolgen.
Es gab verdammt leckeres aus der Provence. Der 2008er von Château de Pibarnon war ein Favorit. Toller, stoffiger, komplexer Wein, mit ausreichend Frische. Überhaupt scheint 2008 ein Geheimtipp unter den südfranzösischen Jahrgängen zu sein. Der Anti-Parker-Jahrgang schlechthin…
Bunte Etiketten gab es an jeder Ecke. Grunz, Grunz! (Keine Weinempfehlung!)
Spannende, langlebige Weine aus Portugal haben den Weg ins Glas gefunden. Leider keine detaillierten Notizen, aber dieser 2009 Chryseia P+S der Quinta de Roriz, alias Prats & Symington ist schon seriöser Wein, den man eher ein paar Jahre weglegen sollte.
Fantastisches aus Bourgueil – Eine nette Truppe von 6 Winzern hat sich einen Stand geteilt, um diese unverwechselbaren Cabernet Franc Weine zu präsentieren, die die Leichtigkeit des Seins ausdrücken, dabei erstaunlich langlebig sind und im Grunde viel zu wenig beachtet werden. Eigentlich ist das Thema einen eigenen Artikel wert. Mal schaun..
Unglaublich gute Weine von Anne Gros, diesmal nicht aus dem Burgund sondern von Ihrem Weingut im Minervois stammend. Das sind Rote von grosser Intensität und Frische und man spürt in jedem Schluck wie Anne Gros Ihr Handwerk beherrscht. Die Weine sind auf den Milligramm ausbalanciert und treffen voll ins Schwarze. Ihr Topwein, “Les Carretals”, ist ein Meisterwerk, entstanden aus über 100 Jahre alten Cairgnan und Grenache Reben. Doch auch der Einstiegswein, “La 50/50”, enthält eine Partie von bis zu 50 Jahre alten Reben. Diese Weine sind auf meiner Wunschliste.
Portwein von 1963. Tolles Zeug, mit sehr eigenem Geschmacksprofil aber erstaunlich trinkig. Bin verblüfft. Das Weingut heisst übrigens Quinta do Vale Dona Maria und das “VZ” steht für die Inhaberfamilie Van Zeller.
Echte Weinrocker an der frischen Luft! Immer wieder erquickend dem Herrn Finkus Bripp über den Weg zu laufen!
Spritzig-leckerer Verdejo! Eine Rebsorte, die schmackhafte Weine auch für wenig Geld produziert. Muss ich mal tiefer ergründen. Dieser hier wäre ein guter Anfang.
“Gemischter Satz” aus Kalifornien. Der Geyserville, bestehend aus 5 verschiedenen Rebsorten aus dem gleichen Weinberg, ist von den jungen Ridge Weinen im Moment am besten zu trinken und dabei trotzdem ein sehr anspruchsvoller Wein. Der Monte Bello (ich meine es war ein 2009er) ist natürlich eine Granate, aber momentan noch viel zu jung. Bemerkenswert ist, dass alle Ridge Weine eine relativ “europäische” Machart repräsentieren, wenn man das noch sagen darf. Dies fällt am meisten beim Chardonnay auf, der nicht holzig-buttrig sondern frisch und knackig daherkommt. Thumbs Up!
Bunte Etiketten vom Rockstar des Weins, Charles Smith. Der K Vintners 2006 “Cougar Hills” Syrah (ganz links im Bild) hat was von Côte rôtie, the American way. Er erinnert mich auch an den Cayuse, den ich vor 1-2 Jahren mal in einer Blindprobe hatte. Zudem hat mich der Eve Chardonnay erfreut – kein buttriger Chard’ sondern ein knackig-frischer Chardonnay, mit viel Apfel-Frucht.
Riesling im Akazienfaß gereift. Schöner, kompakter Wein, wie aus einem Guß. Insgesamt eine sehr schöne Kollektion vom Weingut Muthenthaler aus der Wachau. Ein Weingut, das auf meine Merkliste kommt.
Griechischer Sponti! Der Assyrtiko-Spezialist Sigalas präsentiert mit dem Kavalieros einen reinsortigen Wein, der 18 Monate sur Lies verbracht hat. I have to assert that this Assyrtiko sets standards. :=)
In der “deutschen” Halle Nummer 6 waren die Jungwinzer los. Zum Beispiel die Sprosse des Weinguts Gebrüder Andres, die neben schmackhaften Rieslingen auch gelungene Rotweine in die Flasche bringen.
Sehr spannend auch die Weine des jungen Matthias Stachel, der sein Handwerk unter anderem bei Ausbildungs-Stationen in Kalifornien und Neuseeland erlernt hat. Verblüffend seine pfälzer (!) Syrah-Weine. Der jüngste Jahrgang zeigt eine schöne Würze und erinnert in seiner Ausprägung fast an einen Nordrhône-Syrah. One to watch!
Doch auch aus großen Häusern kam schmackhafter Stoff, wie dieser süffig-komplexer 2010er Pinot “Clos de Malte” aus dem Hause Jadot. Könnte man zudem fast als Schnäppchen einordnen.
Auch nennenswert: Ein knackig-komplexer Chablis Grand-Cru “Grenouilles” von Louis Michel, ohne viel Holzgedöns!
Jüngster Cuvée Frederic Emile (ich meine 2007) vom elsässichen Traditionsweingut Trimbach. Ein Wein, der stahlig kompakt wirkt, aber sein Potential momentan etwas versteckt.
Ein Funky Label darf natürlich auch nicht fehlen: Rebellisches Flaschendesign für diesen Pinot aus Rheinhessen, quasi als ästhetischer Messe-Abschluss. Wer kann mir auf die Sprünge helfen, so dass ich wenigstens das Weingut nennen kann.
Mwaah! Yours Truly, mit geschädigtem Verkostungswerkeug! Bis zum nächsten mal, ProWein!