Diese Reise, welche eigentlich ein gemütliches Abendessen begleitet, beginnt in Deutschland mit einem unkompliziert fruchtig süffigen 2007er Ursprung vom Marketing-Genie Schneider. Dieser Mann macht nicht nur schöne Etiketten, sondern er hat auch die Zukunft des kleinen deutschen Rotweins erkannt: Sie besteht aus Cuvées mit heimischen und internationalen Sorten. Im Ursprung sind das Cabernet, Merlot und Portugieser. Nun gut, dass der Schneider der erste war mit solchen Cuvées hab ich jetzt einfach so behauptet, auf jeden Fall hat er aber das bessere Marketing.
Anschliessend schon ein Riesensprung nach Südfrankreich. Die dortige Cuvée besteht nunmehr aus Syrah, Grenache und Mourvèdre, ideal vermählt im 2003er Tête de Bélier, dem Premium Rotwein vom Château Puech-Haut. Geöffnet wurde die Flasche schon 2-3 Stunden vorher denn so ein Powerwein braucht etwas Luft, sonst kann man ja gleich Cognac trinken. Und er war dann auch genau auf den Punkt. Elegante fruchtige Nase mit perfektem Holzeinbau, dass heisst nur ein minimaler Vanille-Touch welcher die Frucht veredelt. Am Gaumen nur noch leicht alkoholisch, ansonsten gut strukturiert mit Frucht und Kräutern und einer schönen Länge. Languedoc pur. 92
Der 2005er Châteauneuf du Pape, Le Calice de St-Pierre von Paulette Gradassi (Oops, leider ohne Foto) erschien dagegen viel jugendlicher, aber auf jeden Fall schon sehr gut trinkbar. Eher die süffige Art mit viel kirschiger Frucht, etwas Würze aber doch auch mit Struktur und Eleganz. Im Gegensatz zum Puech-Haut überwiegt hier der Grenache was wohl auch die frühe Trinkbarkeit erklärt. Die 15% Alkohol fallen gar nicht auf. 91+
Als Kontrast dazu, ein 2005er Château Maucaillou aus dem Moulis (also Cabernet-lastig) Dieser war –wie zu erwarten- ziemlich adstringierend. Die Nase verhalten mit einem Hauch schwarzer Johannisbeere. Auch unter der Tanninschicht war am Gaumen dezent Frucht zu erahnen. In 10-15 Jahren ist das bestimmt ein elegant kraftvoller Médoc – wie viele 2005er sehr verheißungsvoll, aber momentan halt noch in den Kinderschuhen 88++
Als letztes dann der Sprung ins spanische Weinglas – einzig mit Tempranillo gefüllt. Mit dem 2003er Alion (zuletzt hier probiert) aus dem Duero-Tal endete nämlich unsere Reise. Dieser schmeckte mir dieses Mal deutlich besser. Wahrscheinlich weil er sich mit seiner schmeichlerischen vanilligen und marmeladigen Art als wohltuender Balsam nach so einer jungen Bordeaux Tanninbombe aufspielen konnte. Natürlich auch ein guter Kontrast zu Klitschkos Eisenfaust im Fernsehen: Vanille, Zimt, Nelke und Beerenmarmelade, samtige Textur und eine schöne Länge machten den Alion zum perfekten Abschluss des Abends. 92