Das Jahr 2009 wurde glaub ich auch als Jahrhundertjahrgang ausgerufen, wie so ziemlich alle Jahrgänge der letzten 5 Jahre. Auch ich war sehr angetan, doch bei vielen Weinen musste ich später erkennen, dass der reifen Frucht oft zu wenig Spritzigkeit, also Säure gegenüber steht. Deshalb war ich recht gespannt auf diesen trockenen Spitzenwein eines rheingauer Legenden-Weinguts: Das Erste Gewächs von Schloss Johannisberg.
Der Wein wird geöffnet und ohne dekantieren gleich eingeschenkt, und es kommt wie es kommen musste. Im ersten Eindruck zeigt sich der Wein leicht barock in der Frucht und innerlich etwas flach: Es fehlt die Spannung. Die Nase mutet süß an, nach einer eindimensionalen Riesling Spätlese, mit ganz ganz leichtem Petrol-Touch und einem Hauch Botrytis.
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Nach etwas Zeit, die man dem Wein fairerweise gönnen sollte, öffnet sich die Nase mit reifer Aprikose. Es schleicht sich eine leichte Komplexität ein. Doch vor allem am Gaumen fehlt die Spannung. Der Wein erscheint üppig, aber drucklos, auch fehlt es an Frische, an Säure, an Charakter. Im Finish tummeln sich zwar Minerale, doch ich fühle mich wie ein Wal, der aus Kubikmetern Wasser ein kleinwenig Plankton herausfiltern will.
Nach einem Tag jedoch präsentiert sich der Wein ein kleinweinig anders. Es scheint, als sei mehr Materie da, mehr prickelnde Mineralik und schmelz.
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Doch der Wein könnte immer noch viel mehr Kontur und Definition vertragen. Im Finish zeigt sich der Wein zwar lang, aber dafür etwas eindimensional.
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Etwas frischere Jahrgänge wie 2008 oder 2010 stehen diesem Ersten Gewächs eindeutig besser zu Gesicht.
Auch angesichts des hohen Preises muss ich für diesen Wein eindeutig ein – (unter den Erwartungen) notieren. In Parkerpünktchen schwirrt er dennoch irgendwo um die 90 Punkte Marke, aber eher 88 als 92.
