Eigentlich gibt es zu diesem Wein nicht viel hinzuzufügen: Soviel positives wurde schon geschrieben, dass er praktisch schon schmecken muss bevor man überhaupt die Flasche geöffnet hat. Vielleicht könnte man es auch gehobene Erwartungshaltung nennen. Aber der oft darauffolgende tiefe Fall eines hochgelobten Weins oder die schlichte Ernüchterung nach dem ersten Schluck sind bei mir nicht eingetreten. Ein toller Wein.
Helle gelbe Farbe, fast blass anmutend aber mit leuchtenden Schimmern. Die Nase mutet saftig und verführerisch zugleich an, duftet nach Pfirsich und Apfel, aber erinnert auch manchmal ganz leicht an Rosen; zuletzt mischen sich dem noch Kräuternoten wie Thymian oder Rosmarin bei. Einfach sehr elegant!
Am Gaumen zeigt sich der Wein in der typischen schlanken Eleganz der berühmten Lage. Gerbstoffe sind zwar noch leicht spürbar, aber wie so oft bei einem Weißwein, nicht störend, sie weisen eher auf weiteres Reifepotential hin. Der Haupteindruck ist der eines leichten, balancierten, tänzelnden Rieslings der trotzdem immer wieder eine druckvolle Aromatik entwickelt. Man schmeckt Pfirsich, aber dazu gesellen sich dann noch leichtes Karamell und Kräuter. Ab und an mutet der Wein dann etwas herb an, doch er bleibt aber allen voran immer elegant. Das Finale besticht durch eine tolle Länge mit leicht erdigen Karamellnoten. Eine äußerst elegante und gut eingebundene Säure scheint das bindende Glied zu bilden.
Da ist Gunter Künstler mal wieder ein toller Wein gelungen, der über die Jahre gesehen nicht nur das Terroir der Hochheimer Hölle immer wieder verkörpert, sondern eben fast zu definieren scheint. Einmalige schlanke, wahrscheinlich langlebige rheingauer Riesling Eleganz. 92-94+