In Frankfurt gibt es ja schon eine Vielzahl an Steakhäusern. Deswegen ist es auf den ersten Blick wenig einleuchtend, warum man als Fleischliebhaber die Fahrt ins rheingauer Weinland antreten sollte, um ein Restaurant zu besuchen, dessen Spezialitäten ausgerechnet wieder vom Rindvieh stammen!
Doch wer einmal dort war, in der Adler Wirtschaft, dem fallen genügend Gründe ein die (auch nicht so weite) Fahrt in kauf zu nehmen. Zuerst tut es auch mal gut, abseits des Business-, Bänker- und Berater-Rummel der frankfurter Steakhauslandschaft, in einer gemütlichen Atmosphäre zu dinieren. Hier treffen sich Freunde und Familie, Gourmets und Gourmands in einer ruhigen Landhaus-Umgebung, die mit Stilelementen der pariser Bistrot’s zur kulinarischen Wohlfühl-Welt erhoben wurde.
Und es geht natürlich auch ums Fleisch. Und man übertreibt nicht, wenn man sagt: Franz Keller‘s Adler Wirtschaft ist eine Institution in Sachen Steak (aber auch in jeglicher Hinsicht wenn es um Produkt-Qualität geht). Man merkt es schon wenn man die Karte durchblättert: Hier hat jemand eine klare Meinung! Und wir Fleischesser danken es Ihm wenn das Steak auf diese doktrinale art angeboten wird. Nämlich: Auf keinen Fall durchgebraten! Ein Diktat, das wie Musik in unseren Ohren klingt.
Und um es nochmal genauer zu erläutern. Franz Keller betreibt eine eigene Charolais Rinderzucht um sicherzustellen, dass die Tiere artgerecht gehalten und optimal gefüttert werden. Nach der Schlachtung wird auf eine lange Reife des Fleischs geachtet, damit es schön zart, saftig und voller Geschmack bleibt.
Im übrigen erhält wer bei Franz Keller Schwein bestellt, ausschließlich Fleisch vom Bunten Bentheimer. Auch eine Delikatesse!
Und der nächste Grund, warum das Fleischessen hier so genussvoll ist: Es gibt den guten Wein, der dazu passt. Franz Keller ist zweifellos auch ein Weinliebhaber. Zum Einen werden hier leckere Rheingauer angeboten, gerne auch gereift. Zum Anderen gibt es genügend erlesene Rotweine, ob aus Rheingau, Bordeaux oder Burgund die zum Steak bella figura machen. Natürlich stehen auch 1-2 badische Weine vom berühmten Familienbetrieb der Kellers aus Oberbergen auf der Karte.
Einen direkten Einblick in den Weinkeller bekommt übrigens, wer den Weg zum stillen Örtchen nimmt.
Doch nun zum Essen. Unprätentiös kommt es daher. Man verspürt sofort worum es Franz Keller geht: Um das was auf den Teller kommt und nicht das Drumherum. Nicht umsonst hat er der Sterneküche den Rücken zugedreht um zu kochen was ihm schmeckt und er als Gastwirt der selbst Geniesser ist, vertreten kann.
Es gibt zunächst ein Amuse bestehend aus Label Rouge Lachs, schwarzes Hawaii Salz und Wasabi.
Zur Vorspeise: Büffel Mozzarella auf Tomaten-Sugo, Pinienkerne, Olivenöl. Eine einfache Zusammenstellung die auch nur mit einwandfreier Qualität der Produkte so schön überzeugen kann – auch hier zeigt sich wieder die Geniesser-Philosophie des Hauses. Eine exzellente 2006 Riesling Spätlese trocken vom Weingut Bausch hat übrigens perfekt dazu gepasst.
Und nun zur Fleischeslust. Eine Entrecôte für 2 vom Charolais wird erst roh präsentiert….
… und nach dem Braten vor unseren Augen tranchiert.
Dazu karamellisierter Chicorée, geröstete Kartoffeln und ein lecker saftiger Beaujolais aus dem Spitzenjahr 2009 (offen auf der Karte).
Ausgesprochen gut gefällt mir diese Mischung aus Landhaus und pariser Bistro. Es ist auch kein Zufall: Franz Keller hat jahrelang in Frankreich gelernt, gearbeitet, sich inspirieren lassen und transportiert wohl deswegen auch auf so überzeugender und authentischer Weise den französischen gourmand-gourmet-Geist.
Die vielen leeren Flaschen bezeugen vergangene Schlemmer-Erlebnisse.
Die Adler Wirtschaft
Franz Keller
Hauptstraße 31
65347 Hattenheim im Rheingau
Telefon 06723/7982 (Reservieren dringend empfohlen -geht auch online)
Öffnungszeiten:
Mo, Do und Fr ab 18:30 Uhr
Sa und So ab 13:00 Uhr durchgehend
Di und Mi Ruhetage