Ich bin begeistert: Es gibt sie noch, die guten Sauvignons, auch in Neuseeland. Aber da gab es die guten Sauvignons eigentlich ja schon immer. Leider so, dass das Thema irgendwann für mich in Vergessenheit geraten ist und quasi unterbewusst unter den Teppisch gekehrt wurde. Die Cloudy Bays dieser Welt haben irgendwann ihren Reiz verloren; cold-climate Exotik auf hohem industriellen Niveau ist hier wohl das zuletzt von mir angehängte Etikett gewesen.
Doch vor ein paar Monaten lobte Hendrik Thoma in seinem Videoweinblog Wein am Limit den Wild Sauvignon Blanc von Greywacke – vom Winzer und Photograph Kevin Judd ins Leben gerufen – in einer Art, dass ich neugierig wurde und 1-2 Flaschen orderte. Eine dieser Flaschen Wild Sauvignon von Greywacke konnte ich jetzt über ein paar Tage hinweg verkosten.
Der Wild Sauvignon stammt von Trauben aus Brancott Valley und den Central Wairau Plains, insbesondere aus Woodbourne, Renwick and Rapaura. Dieses Gebiet liegt am nordöstlichen Zipfel der Südinsel des Landes, genauer gesagt in Marlborough, wo auch das weltbekannte Weingut Cloudy Bay zuhause ist.
Der Wein gärt spontan in gebrauchten französischen Barrique-Fässern, und zwar mit den eigenen “wilden” Hefen der Trauben. Daher der Name “Wild Sauvignon”. Auch ruht dieser nach der malolaktischen Gärung (Milchsäureabbau) noch Monatelang auf den “lies”, was bekanntlich auch für Geschmack und Textur von Vorteil sein kann.
Das Ergebnis ist ein extrem eigenständiger Sauvignon. Er zeigt in der Nase dreckige Spontinoten, vermählt mit den typisch grasigen und auch exotischen Aromen der neuseeländischen Sauvignon Blanc’s. Am Gaumen zeigt sich der Wein zugleich schlank und knackig, aber auch extrem Geschmacksgeladen. Eine Messerscharfe Säure erzeugt aus dieser Substanz einen grandiosen Schmelz, der Geschmakswellen durch den Mund schiebt, die sich in einer mineralischen Gischt an den Papillen zerschlagen. Nach einigen Tagen verfliegen die Spontinoten und eine warme, anisartige Süße umhüllt den Gaumen: Dass der Wein einige Umdrehungen Alkohol mit sich bringt, fällt mir erst jetzt auf – das erinnert mich nun fast an Aspekte eines südfranzösischen Weissweins. Doch die knackig-exotische geschmacksintensität und die lebendige Säure überwiegen und setzen sich auch in einem extrem langen Finish dieses Weissweins fort. Ich bin wahrlich beeindruckt von diesem Sauvignon Blanc, der in einer Probe aller großen dieser Welt sicherlich einen Platz verdient hat. Vielen Dank für den Tipp, Hendrik Thoma ++