Um eine mit Sicherheit etwas längere Geschichte zur Entstehung des Restaurant Jean zu kürzen: Der frankophilen Ader der Familie Frankenbach ist zu verdanken, das Sohnemann Johaennes (“Jean”) sich intensiv der französischen Küche gewidmet hat und mit seinem Restaurant Jean seit einigen Jahren gute Erfolge zu verbuchen hat. Nicht nur die regionalen Führer überschlagen sich mit Empfehlungen, auch der Guide Michelin liess es sich nicht nehmen das Restaurant mit einem Stern zu adeln. An einem sommerlichen Sonntagabend entschlossen wir uns das Restaurant zu besuchen und dem auf dem Grund zu gehen. Wir wählten das 5-Gänge Menu mit 2 Zwischengängen zum Preis von 74 Euro (mit Weinbegleitung 94 euro)
Nach einem Glas Haussekt, ein schmackhafter Riesling-Sekt aus dem Hause Ohlig, erreichte uns ein feiner, kleiner Amuse-Bouche. Ein Lachswürfel mit Zitrusaromen verfeinert.
Sogleich folgt der erste Gang, zu dem ich ein Glas Weissburgunder von Martin Waßmer als Begleitung gereicht bekomme. Eine sehr schöne Wahl und ein Wein, den ich mir als Tipp merke. Er hat genau die Frische, die ich in dieser Rebsorte bevorzuge. Kein üppiger, parfümierter, sondern ein zart duftender, schlanker Weissburgunder. Doch die Hauptrolle spielt der wunderbare Geflügelgang. Das einwandfrei gebratene und somit sehr saftige Sot-l’y-laisse versteht sich bestens mit dem intensiven Jus, dem Sellerie-Purée und den feinen Chorizo-Streifen. Ein fantastisches Aromenzusammenspiel dem nichts hinzuzufügen ist.
Vor unseren Augen landet als nächstes eine Hummerbisque mit Gemüseperlen. Auch diese ist sehr gelungen. Eine reichhaltige (wie sie sein muss) und harmonische Bisque in der sich neben Perlen von Zucchini auch 2 zarte Stücke Hummer finden. Der dazu servierte Wein, ein Silvaner der Lage Kugelspiel von Castell aus Franken ist frisch und ebenso würzig, eine gute Wahl.
Anschließend erreicht uns ein Stück gebratener Steinbutt auf einem Pfifferlingsrisotto mit einer Beurre Blanc. Die beurre blanc ist spitze, mit genau dem Hauch Säure, den diese braucht. Das Risotto ist von der Konsistenz Ok, hat jedoch keinen übermäßig intensiven Geschmack, was ob der Harmonie der Aromen auch so beabsichtigt sein könnte. Der Steinbutt ist etwas untersalzen und leider auch einen Hauch zu trocken. Ein netter Akzent wird durch die Kirschtomate gesetzt, welche mit Balsamico gefüllt ist (und kein 0815-Balsamico, so schien es mir). Der gereichte Grauburgunder mit Barrique-Touch ist jetzt weniger meins aber auch kein schlechter Wein.
Hauptgang sind ein, bzw. 2 sehr zarte Stücke Filet vom Simmenthaler Rind. Dazu finden sich auf dem Teller ein paar Pommes carrées, noch knackiger Kohlrabi, etwas Spinat und eine intensive Rotwein-Jus. Das ist sehr klassisch und auch sehr gut umgesetzt, auch wenn der Spinat einen Hauch zu salzig ist. Schade, dass dazu ein 0815-Malbec von Kaiken gereicht wird, der noch dazu zu warm ist. Mit ein paar Eiswürfeln kann ich mich gut behelfen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass der Wein für mich alles andere als spannend ist. Es ist zwar ein sauberer Wein, mit intensiver beeriger Frucht und samtiger Textur, aber insgesamt recht einfach gestrickt. Da hätte ich jeden noch so rustikalen Rheingau-Spätburgunder bevorzugt.
Ein Wort an dieser Stelle zum Service. Die beiden Damen waren sehr freundlich und herzlich doch habe ich die eine oder andere Erwartung bei einem Lokal dieser Kategorie. Was die Weinbegleitung angeht, wäre es angebracht dem Gast zumindest das Etikett zu zeigen und den Wein vor seinen Augen einzuschenken, anstatt volle Weingläser durch den Gastraum zu tragen. Das sind Kleinigkeiten, die nicht viel Mühe kosten und doch viel ausmachen. Bei den Wasserflaschen war es übrigens genau das Gegenteil: Die volle Flasche wird gebracht, einschenken darf man selber. Und da alle guten Dinge 3 sind: Ein leerer Brotkorb sollte nicht das halbe Menü lang einen kleinen 2er Tisch blockieren. Ich weiss, ich höre mich schon an wie der Oberspießer, aber diese Dinge sind mir einfach ins Auge gefallen, sind sie doch Standard in fast jedem gewöhnlichen Bistro.
Zu guter Letzt gibt es noch ein Dessert: Vanille-Mascarpone Creme, Süßkriche, Charentais Melone und karamellisierte Haselnuss. Das ist ganz nett, aber eine etwas zu diffuse Komposition, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
Insgesamt versteht hier jemand in der Küche sein Handwerk. Vor allem die Vorspeisen, insbesondere das Sot-l’y laisse und die Hummerbisque, haben es mir angetan. Anschliessend hat die Originalität der Gerichte und teilweise auch die Ausführung eher nachgelassen.
Die Weinbegleitung hatte ihre Höhen und Tiefen. Ich denke beim nächsten Besuch würde ich eine Flasche bestellen, bietet die Karte doch einige schöne Optionen aus Rheingau und Frankreich.
Wie immer bin ich gespannt, wie sich das Lokal entwickelt. Talent und Luft nach oben sind gleichermaßen vorhanden.
Wilhelmstraße 13
65343 Eltville am Rhein
Tel: 06123-9040
Öffnungszeiten:
Mi-So: Ab 18:00 Uhr
Sa-So: 12:00-14:00 Uhr