Um es Vorweg zu nehmen: Das Essen bei Tim Raue hat mich restlos überzeugt und die 2 Michelin-Sterne sind aus meiner Sicht hochverdient. Die durch die mediale Präsenz und zahlreichen Lobeshymnen ausgelösten hohen Erwartungen wurden voll erfüllt.
Doch neben dieser knappen Bilanz gibt es viel zu sagen, bzw. viel zu schreiben. Heutzutage sind ein Großteil der gehobenen Restaurants abseits der klassischen Pfade unterwegs, doch Tim Raue besetzt (zumindest im europäischen Raum) ein weiteres Feld für sich, jenes der asiatischen Küche in der gehobenen Gastronomie. Zwar gibt es einige Restaurants, deren Küche starke asiatische Einflüsse aufzeigt, ( zum Beispiel beim grandiosen Sang Hoon Degeimbre in Belgien), doch nirgends habe ich die asiatische Idee bisher so konsequent erlebt wie bei Raue.
Das besondere ist: Es werden ungemein subtile Kompositionen kreiert. Zutaten, die an sich schon exotisch und sozusagen überraschend schmecken, werden nochmals auf unerwartete Weise kombiniert, um eine völligst neues Geschmackserlebnis zu ermöglichen.
Doch Originalität und Kreativität allein sind meist noch kein Garant für erstklassiges Essen. Bei Tim Raue hingegen schmecken die Kompositionen nicht nur originell, sie vereinen meist all das was große Küche ausmacht: Ausgewogenheit-Harmonie-Balance, Akzente, Länge. Das Berühren aller Sinne. Bei aller Exotik wirkt es niemals kitschig, sondern meist subtil. Read the rest of this entry »