Renaissance des Appellations im Industrieclub Düsseldorf

Im Fahrwasser der ProWein finden natürlich zahlreiche Satelliten-Events statt, wovon einige als hochkarätig einzustufen sind. Ein Beispiel ist die samstägliche Probe der “Renaissance des Appellations”, ein Zusammenschluß biodynamisch arbeitender Winzer, der seinen Ursprung in Frankreich hat, und seit ein paar Jahren seine Fühler ins Ausland ausgetreckt hat (und so sind neben französischen und italienischen Winzern auch deutsche Weingüter wie PJ Kühn, Battenfeld-Spanier oder Clemens Busch Teil dieses Verbands). Der ideologische Anführer der Truppe ist ohne Zweifel Nicolas Joly, der mit Weinen wie den berühmten Clos de la Coulée de Serrant die Naturweinszene entscheidend geprägt hat, in einer Zeit in der alles auf eine generelle “Industrialisierung” der Weinmacherei hinaus lief.

Die Probe fand im Industrieclub Düsseldorf statt, über mehrere Räume verteilt. In einem weiteren Stockwerk der Lokalität fand parallel die Weinprobe “Haut Les Vins” der Natural Winemakers Association statt. Ein Zusammenschluss, der mir persönlich neu war, wobei einige der anwesenden Weinmacher bei weitem keine Unbekannten waren. Der Einfachheit halber habe ich die einzige Impression von dieser Probe mit dem Renaissance des Appellations Posting zusammengeführt:

Domaine Gramenon

Die Domaine Gramenon produziert für südfranzössiche Verhältnisse (trotz hohem Alkohol) relativ frische Grenache-Weine. Die Jugend ist Ihnen aber sehr deutlich anzumerken – ungestüme Tannine wirbeln nur so über den Gaumen.

Domaine Gourt de Maurtens

Kurzer Stop bei der Domaine Gourt de Maurtens, welche sich vor kurzem veranlasst sah aus der Appelation “Rasteau” auszutreten, da neue AOC-Regelungen die Verwendung mancher Rebsorten nicht mehr erlauben.  Dabei handelt es sich um autochthone Rebsorten, die quasi vom Aussterben bedroht sind, wie Counoise, Vaccarèse und Terret Noir, die dem Winzer Jerôme Bressy jedoch eine Herzensangelegenheit sind. Die Weine zeigen sich auch ebenfalls weit ab von der Norm: Der Weisse, der aus 10 (!) verschiedenen Rebsorten besteht, hat nach Spontanvergärung eine deutliche Milde, und würde daher sehr gut zur Gänsestopfleber passen. Der Rosé, aus “nur” 4 Rebsorten gekeltert, ist als solcher fast nicht zu erkennen, da kaum Farbe in den Wein gelangte. Dennoch handelt es sich um einen äusserst geschmackvollen Vertreter der Rosé-Zunft. Der Rote wird mit Stiel und Stengel vergoren und bis zu 36 Monate in Fudern und Betontanks “erzogen” und zeigt sich in seiner Jugend dementsprechend zugenagelt. Den sollte man noch ein paar Jahre weglegen.

Domaine Milan

Der junge Théophile Milan von der gleichnamigen Domaine präsentiert seine ungeschwefelten Weine, die sich durch Ihre angenehme Süffigkeit auszeichnen. Insbesondere der “Papillon Rouge” gefällt mir sehr gut. Diese Art Weine sind Vertreter der aktuellen “Vin Naturel” Bewegung, deren Winzer sich über die Regeln der Renaissance des Appellations hinaus, sich nahezu komplett der Verwendung von Schwefel im Wein verwehren.

2008 Chateau Le Puy

Wer schon immer hochwertigen Bordeaux auf Merlot-Basis mit einer enormen Trinkigkeit probieren wollte, sollte diesen 2008er Emilien vom Kultweingut Château Le Puy in Angriff nehmen. Seidig, süffig, frisch, aber ohne ein kritisches Gewicht und einen Touch Komplexität vermissen zu lassen.

ČRNA PENINA Cota

Mal was anderes! Der ČRNA PENINA ist ein roter Schaumwein vom slovenischen Weingut Cotar. Dieser zeigt sich überraschend trocken, mit viel erdigen Aromen, und wirkt dabei überaus erfrischend. Verblüffend!

Zind-Humbrecht Terroir d'Alsace Riesling

Beeindruckend fand ich den 2011er Einstiegs-Riesling (liegt über 10 Euro) des elsässichen Weinguts Zind-Humbrecht, schlicht “Terroir d’Alsace” getauft. Stoffig, mit einer gut dosierten Frucht und einer leichten Rauchigkeit, die ich so eigentlich nur von Sancerre oder Pouilly-Fumé Weinen kenne. Würde ich gerne irgendwann noch einmal probieren.

Coulée de Serrant 2011

Vom großen Manitou der Renaissance des Appellations, Nicolas Joly, gab es auch den berühmten “Clos de la coulée de Serrant” zu probieren. Ein wahrlich spezieller Wein. Sehr druckvoll und kompakt, aber von ungewöhnlichen harzigen, fast nussigen Noten geprägt. Ich erinnere mich an einen sehr schönen 2005er, damals in New York getrunken, sowie einen 1995er, vor einem Jahr in Paris probiert, wobei letzterer mir schon über den Zenith schien. Ich denke so 5 Jahre auf der Flasche sollten dem Wein schon gut stehen, jedoch würde ich ihn auch gerne noch einmal jung in einem anderen Jahrgang verkosten.

Domaine Pignier Jura

Fantastisch gefallen mir immer die roten Jura Weine. Die Rebsorten Poulsard und Trousseau bringen leichte Weine hervor, die aber erstaunlich intensiv in der Aromatik sind. Poulsard zeigt sich von seiner Jugend an immer etwas seidiger und kann gerne auch leicht gekühlt eingeschenkt werden (Bild oben). Trousseau-Weine kommen tanninreicher daher und sind extrem langlebig. Beide abgebildeten Weine der Domaine Pignier sind exemplarisch für gelungene Jura-Rotweine.

Pignier

Tissot Less Bruyeres

Auch Madame Tissot war anwesend, um Ihre faszinierenden Chardonnay Unikate einzuschenken. Immer wieder ein Genuß.

Terroir Al Limit Dits Del Terra 2010

Zu guter Letzt noch eine Impresssion vom “Hauts les Vins” Event.  Das Weingut Terroir Al Limit, geführt vom Münchner Dominik Huber, schafft es fast immer in seinen Weinen Struktur, Frucht und Frische zu vereinen. Mein Favorit war dieser Dits Del Terra 2010, welcher diese Eigenschaften auf die Spitze treibt und dabei “leichte” 13,5% Alkohol mitbringt. Allerdings liegt dieser preislich auch schon bei satten 50 bis 60 Euro.

 

Fazit: Ein tolles Event, das mit Sicherheit auch im nächsten Jahr ganz oben auf meiner Liste steht!

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