Ein Blog-Event im Zeichen des Ecovin-Verbands
Lebt der Ecovin-Verband ein unscheinbares Dasein? Für mich anscheinend schon. Denn zwar kenne ich den Verband, das dazugehörige Logo und mit Sicherheit habe ich auch schon einige Ecovin-Weine getrunken, doch war mir nicht bewußt, dass schon etwas mehr als 200 (!) ökologisch arbeitende Weingüter Mitglied in diesem sind. Darunter namhafte wie Battenfeld-Spanier, aber vor allem eine Vielzahl an kleinen, mir unbekannten Betrieben.
Aber das könnte sich nun ändern. Denn um uns aufzuklären hat Ecovin in den letzten Tagen eine Art PR-Aktion ins Leben gerufen bei der eine Handvoll Blogger mit Wein-Probepaketen von Ecovin-Winzern versorgt wurden. Ein Angebot zu dem man schwer Nein sagen kann, vor allem wenn man dadurch per Zufallsprinzip neue Weingüter kennenlernen darf.
Und kaum hatte ich zugesagt, war auch schon das Zufalls-Packet da. Offensichtlich 3 Flaschen. Aufreißen. Rausziehen. Dann kurzes andächtiges Grübeln: Nein, Vom Weingut Schönhals hatte ich zuvor noch nie etwas gehört oder gelesen. Das trifft sich gut, denn genau auf solch eine Überraschung hatte ich gehofft. Nun habe ich eine Flasche Weißwein sowie zwei Flaschen Rotwein Zeit um dieses Biebelnheimer Weingut zu entdecken.
Natürlich habe ich als nächstes gleich die Website des mir unbekannten Weinguts besucht. Ins Auge fällt mir, dass dort gerne die “neuen” Rebsorten hervorgehoben werden, von “Piwi-Power” ist die Rede. Und das musste ich auch erst mal googeln: Bei Piwi handelt es sich um pilzwiderstandsfähige Rebsorten, welche den Vorteil haben, dass Sie mit wenig oder gar keinen chemischen Mitteln vor Schädlingen geschützt werden müssen. Das macht Sinn, denn im Öko-Weinbau wird gänzlich auf chemische Mittel im Weinberg verzichtet. Dennoch habe ich mich gefragt, ob es nicht ein Widerspruch an sich ist, dass ein Ökoweingut, welches die Natur in den Vordergrund stellt, sich im Anbau von neuen Rebsortenzüchtungen, modernen Kreuzungen – ich sag jetzt mal salopp ” Laborkreaturen” – spezialisiert?
Nun gut, um meine persönliche Sicht gleich vorwegzunehmen. Ich finde daran nichts verwerfliches, geht es mir doch vor allem darum, dass im Weinberg nach gewissen ökologischen Grundsätzen gearbeitet wird. Etwas verwundert war ich im ersten Moment aber schon, aber vielleicht ist es genau das, was ich von diesem Ecovin Projekt lernen sollte! Bio-Weingüter sind modern und vielfältig und stellen in gewisser Weise den Fortschritt im Weinbau dar.
Aber genug geredet. Vor allem ist ja wichtig, was man letztendlich im Glas hat und deswegen komme ich am besten gleich zu den Verkostungsnotizen. Die 3 vom Weingut Schönhals erhaltenen Weine habe ich über mehrere Tage mit Freunden und Verwandten probiert.
2010 Riesling trocken “Steine”
Ein duftig-aromatischer Riesling, der trotz eines freundlichen Alkoholgehalts von 11,5% sehr kräftig, fast kernig im Geschmack erscheint. Er hat zwar immer noch etwas jugendliche Kohlensäure, doch das macht ihn im Grunde nur spritziger und frischer. Ansonsten ist er wunderbar ausgeglichen mit einer Bilderbuch-Rieslingfrucht und einer schönen saftigen Säure. Darunter verbirgt sich noch ein Hauch Mineralität. Ein sehr schöner Riesling für jede Gelegenheit der aber – wie ich finde – wegen des angenehm niedrigen Alkohols vor allem als “Zech-Wein” seinen Zweck erfüllt. Probiert haben wir Ihn sowohl solo als Aperitif als auch zu einer asiatisch angehauchten, leicht scharfen Vorspeise. Die Flasche war auffallend schnell leer: Ein eindeutiges Zeichen!
2008 Spätburgunder “S” trocken
Das “S” steht in diesem Fall für “Selektion” und es handelt sich genau genommen um einen Spätburgunder der auf lehmhaltigen Kalkmergel gewachsen ist und 12 Monate im Stückfass reifen durfte. Die Nase erscheint recht typisch für einen deutschen Spätburgunder, riecht intensiv nach Beeren und spart auch nicht mit erdigen Noten. Im Grunde könnte man eigentlich von Erdbeeren sprechen. Insgesamt eine warme Aromatik, bei der manchmal auch ein Hauch Alkohol durchkommt, aber nichts Dramatisches. Am Gaumen fühlt man zuerst einen samtig-weichen Körper, der ebenfalls mit Beeren und erdigen Noten nicht geizt. Die Tannine sind feinpulvrig und fügen sich schön in den geschmeidigen Körper ein. Erst im Abgang merkt man die Power die der Wein inne hat, auch hier entwickelt er einen Tick Alkohol-Hitze, jedoch abermals nichts Dramatisches. Insgesamt ist dieser “S” ein wirklich mundfüllender, samtiger Wein und ein ordentlicher Vertreter der Spätburgunder-Riege.
2009 Rondo “R” trocken
Nun wären wir bei einer dieser neu-gezüchteten Piwi-Rebsorten, von der ich zugegebenermaßen noch nie etwas gehört habe und die ich hiermit zum ersten mal verkoste. Die Rondo ist eine Kreuzung aus St Laurent und Zarya Severa. Letztere ist wiederum eine Sorte von der ich bisher nichts gehört habe. Und um das gleich zu klären: Sie stammt nicht aus Spanien, wie der Klang des Namesn mich vermuten ließ, sondern ist selbst eine Kreuzung aus Früher Malingre sowie der asiatischen Rebsorte Vitis Amurensis. Ein wahres Labyrinth der Kreuzungen also, das über die Weinbauforschungsinstitute Potapenko in Russland und Geisenheim im Rheingau den Weg nach Rheinhessen gesfunden hat.
Der Rondo “R”, wobei der Buchstabe R mit Sicherheit für Reserve steht, stellt den Spitzenrotwein des Weinguts Schönhals dar und wächst auf kalkhaltigem, tonigem Lehm. Nicht zu finden ist, wie lange und in welcher Art von Faß der Rondo ausgebaut wird, doch die süße Vanille-Note in der Nase lässt vermuten, dass zumindest ein Teil neuer Fässer im Spiel war. Doch zunächst beeindruckt der Wein mit einer tiefdunklen, fast schwarzen Farbe, die man sonst so eher von südeuropäischen Rotweinen oder von ultrareifen Cabernet’s kennt. Die Nase offenbart neben den Vanilletönen noch Aromen von schwarzen Beeren. Im Antrunk erfährt man einen körperreichen Wein, der einerseits samtig den Gaumen umhüllt, andererseits noch über ein robust zupackendes aber schön feinkörniges Tanningerüst verfügt. Auch hier scheint man die süßen Röstnoten des Fasses zu schmecken, aber natürlich drängen die schwarzen Beeren in den Vordergrund. Der Wein bleibt lange am Gaumen haften und zeigt im Abgang die Power vom sehr reifen Jahrgang 2009. Insgesamt ein gleichermaßen runder und kraftvoller Wein, der aber für meinen Geschmack etwas Tiefe vermissen lässt. Das vorhandene Tanningerüst lässt weiteres Lagerungspotential vermuten und ich bin neugierig wie dieser in ein paar Jahren schmecken wird.
Das war eine wirklich sehr interessante und lehrreiche Begegnung mit einem für mich neuen Weingut und ich möchte mich an dieser Stelle auch für das Zusenden der Weine bedanken. Dass Bio-Weingüter kein Nischendasein mehr führen war mir natürlich schon länger bekannt, doch war mir nicht bewusst wie innovativ diese im Anbau moderner Rebsorten sein können.
Nun bin ich aber auch gespannt welche anderen Weingüter im Rahmen dieses Blog-Events entdeckt wurden. Die Artikel meiner Mit-Blogger werde ich nach und nach an dieser Stelle verlinken, insgesamt sollten es bis zu 20 sein.
Schiller Wein – Weingut Hubertushof
Alice im Wunderland – Weingut Hirschhof
Kulinarischer Salon – Weingut Hahn
Baccantus – Weingut Georg Forster
Weinding – Weingut Römerkelter
Arthurs Tochter – Weingut Gustavshof
Der Weinbastard – Weingut Hothum
New Wine Addicts – Weingut Zähringer
Hauptsache Wein – Weingut Brohl
my wine portal – Weingut Zähringer
Gazetta del Vino – Weingut Brüder Dr. Becker
Noch´n Weinblog – Weingut Castel Peter