Weingut Lisa Bunn: Verspielte Etiketten – anspruchsvolle Weine

Nierstein war lange ein Ort mit goldener Wein-Vergangenheit, der sich wie viele andere Weinbaugemeinden zu sehr auf den Lorbeeren von einst ausruhte. Doch in den letzten 10 Jahren hat sich viel getan. Dank zahlreicher Jungwinzer wie Kai Schätzel, Sebastian Strub und einigen mehr hat die Ortschaft nun auch wieder eine glänzende Wein-Zukunft vor sich. Und der frische Wind lässt nicht ab. Denn seit geraumer Zeit wird der Rote Hang und seine genialen Lagen nun auch zum “Spielplatz”eines weiteren jungen Talents, nämlich von Lisa Bunn, einer ehemaligen Geisenheimer Weinbaustudentin, die 2008 das elterliche Weingut übernahm. Wobei Spielplatz hier kaum verniedlichend klingen, sondern eher auf das komplizenhafte Zusammenspiel zwischen Winzer und Lage hindeuten soll.

Verspielt sind jedenfalls die leuchtend bunten Etiketten und die Namen einiger Basisweine wie Giorgio Bunneti, Bunn Rosé (mit einem Bunny auf dem Etikett), fleißiges Lieschen, Gewürzschlawiner oder Lischens Müller. Doch spätestens bei den Orts- und bei den Lagenweinen ist ein höherer Anspruch nicht nur aufgrund der viel schlichteren Etiketten erkennbar, sondern auch deutlich schmeckbar. Bunn kann für diese Weine auf einige Top-Lagen des roten Hangs zurückgreifen und was sie daraus macht, kann sich mehr als sehen lassen. Es entstehen dabei aufgrund der Lesezeitpunkte, der Böden und des Ausbaus Weine, die sich in ihren Stilistiken leicht unterscheiden: Manche sind fruchtiger und üppiger, andere kompakter und herber. Doch alle haben auf jeden Fall gemeinsam, dass sie innerhalb ihrer Stilistik ausgesprochen harmonisch wirken.

Vor kurzem hatte ich das Vergnügen Lisa Bunn auf der Roten Hang Präsentation in Nierstein kennen zu lernen. Wenig später erhielt ich die Gelegenheit ein großzügiges Probenpaket unter die Lupe zu nehmen. Nachfolgend meine Notizen dazu.

2013 Scheu Weingut Lisa Bunn

2013 Scheu  –  Für meinen Geschmack ist diese Scheurebe einen Hauch zu fruchtig, was sich aber nach ein paar Schluck etwas relativiert. Denn insgesamt ist es auch ein harmonischer Wein mit gutem Trinkfluss . Dazu kommt noch eine ordentliche Prise Würze, die dem gGnzen eine gewisse Komplexität verleiht. Am folgenden Tag steigert sich der Scheu und wirkt noch harmonischer, die Süße zieht sich leicht zurück. Dennoch bleibt der Wein vom Geschmacksbild nicht ganz so meins. Preis: 6,50 Euro ab Weingut.

2013 Riesling vom rotliegenden Lisa Bunn

2013 Riesling vom Rotliegenden – Sehr klarer und reiner Duft von Aprikose und Pfirsich, sowie einem Hauch von nassem Stein. Am Gaumen wiederholt sich diese Frucht. Hinzu kommt eine leicht erdige Mineralik, plus etwas, das an Kräuter erinnert – der rote Hang lässt grüßen! Der Riesling zeigt ein anregendes und harmonisches Frucht-Säure Spiel, besticht durch Präsenz und mit einer ordentlichen Länge. Urteil: Ein Spaßwein mit Anspruch – Für sparsame 7,50 Euro ist dieser ab Weingut zu haben – da kann man bedenkenlos zulangen.

2013 Hipping Weingut Lisa Bunn

2013 Niersteiner Hipping –  Die Nase überzeugt mit einer schönen, glockenklaren Riesling-Frucht, sowie mit leicht erdigen Noten. Am Gaumen spürt man, dass man es mit einer ganz anderen Gewichtsklasse an Wein zu tun hat. Der Wein wirkt kompakt und monolithisch, gar kraftvoll, jedoch niemals schwer. Er betont etwas die Fruchtsüße – fast etwas zuviel für meinen Geschmack – doch die Harmonie des Weins bleibt davon unberührt. Die Mineralität des roten Hangs ist spürbar, sowie die typischen Kräuternoten. Zur Erdigkeit gesellt sich im Finish eine etwas mollige Süße. Der Hipping wurde von allen Lagenweinen des Guts am spätesten gelesen, wurde daraufhin mit den Füßen eingemaischt und lag bis April auf der Hefe. Die späte Lese ist durch die Frucht schmeckbar, das lange Hefelager wirkt sich auf Geschmeidigkeit und Harmonie aus. Ohne Zweifel ist dies der üppigste Vertreter de Bunn’schen Lagen-Rieslinge und ich bin gespannt wie dieser sich entwickelt. Preis: 13,50 ab Hof.

2013 Orbel Weingut Lisa Bunn

2013 Niersteiner Orbel – Der Orbel leuchtet im Glas in einem hellen goldgrün. In der Nase finde ich viel verführerisches Kernobst, doch wird gleichzeitig auch eine spannende herbe Note offenbart – ein Kräuterbouquet kommt mir in den Sinn. Hinzu kommen ganz dezente Aromen von Honig und Akazienblüten, sowie eine Frische Anmutung, die etwas an Lakritz erinnert. Am Gaumen findet sich ebenfalls die reife Frucht, aber auch eine sehr zupackende mineralische Seite. Der Riesling hat Struktur, sowie eine gut dosierte Säure. Harmonisch ist der Wein allemal: Die Frucht ist zwar präsent, doch befindet sich niemals nah der Grenze zum “Fruchtigen”. Zudem zeigt sich eine gute Präsenz und eine überzeugende Länge. Im Finish hallen angenehme Kräuter- und Lakritz-Noten nach. Ein spannender Lagenwein, der über die fruchtigen Aromen einerseits ganz klar die Rebsorte, andererseits über die herben Aromen des roten Hangs auch deutlich seine Herkunft transportiert. Ein super gelungener Riesling, der noch ein paar Jährchen vor sich hat und einige Große Gewächse von VDP Winzern blass aussehen lässt. Die rund 12 Euro ab Hof sind quasi eine Einladung sich hiermit den Keller vollzulegen.

2013 Oelberg Weingut Lisa Bunn

2013 Niersteiner Ölberg – Der Ölberg offenbart eine kristallklare Nase mit betörender Gelbfrucht, mit viel Pfirsich und einer Aprikose, die zum Teil fast an getrocknete Aprikosen erinnert. Am Gaumen erscheint die gelbe Frucht verwoben mit herben Noten, die an Kräuter erinnern, aber auch etwas an blonden Tabak. Ich muss spontan an einen fantastischen 2006 Ölberg von Kühling Gillot denken, der mich damals sehr berührt hat. Wie alle vorherigen Weine hat auch der Bunn’sche Ölberg eine tolle Harmonie inne. Was bei diesem etwas anders ist: Er wirkt viel druckvoller. Der Ölberg schiebt die bestechende Mineralität förmlich über den Gaumen, endet anschließend in einem langen Nachhall. Hinzu kommt ein sehr animierendes Säure-Spiel. Nach einigen Tagen in der offenen Flasche wirkt der Wein noch saftiger. Die Herbe nimmt dann etwas ab und eine leichte Exotik mit Maracuja, aber auch Papaya kommt hinzu. Für meinen Geschmack ist das der gelungenste Lagenwein von Lisa Bunn. Und für 12,50 Euro ab Hof ist dieser geradezu ein Geschenk an alle Riesling-Liebhaber.

 

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Categories: Germany,Rheinhessen
  1. Hildegard Said,

    “Wobei Spielplatz hier kaum verniedlischend klingen, sondern eher auf das komplitzenhafte Zusammenspiel zwischen Winzer und Lage hindeuten soll.”

    “verniedlischend” = verniedlichend
    “Komplitzenhafte” = komplizenhafte

    Und das nur im 1. Absatz …

  2. Blindtaster Said,

    Danke Hilde, aber sonst waren es nicht so viele Fehler, oder? Wie hat der Artikel gefallen? LG

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