Dem Jetlag sei Dank. Da ich momentan zu ungeahnten Zeiten wach bin, habe ich glatt die Gelegenheit ein paar fast verschollen geglaubte Notizen für den Blog in Form zu bringen.
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Diese hier stammt von vor 2-3 Monaten, und erfordert lediglich eine Abrundung des Telegramm-Stils. Der Morstein von Wittmann ist als Riesling-Geschoss bekannt und qualifiziert sich somit (auch) als Riesling für die kalte Jahreszeit. Diesen habe ich über 2 Tage verkostet, ohne ihn mit einem anderen Wein zu vergleichen.
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Jedoch hat man mit Sicherheit immer die Weine von anderen Winzern im Kopf, die ebenfalls diese Lage bewirtschaften.
Der Morstein fliesst goldgelb ins Glas und sendet sogleich erste Signale an meine Rezeptoren. Die intensive Farbe lässt einen eher drückenden als druckvollen Wein erwarten. Ich mache mich darauf gefasst einen ölig wirkenden Wein im Glas zu haben, der nur schwerfällig seine Kreise zieht. Tatsächlich hinterlässt der Wein zwar breite Schlieren am Glasrand, ist dabei aber bei weitem nicht so dickflüssig wie erwartet.
In der Nase zeigt der Riesling hingegen schwere, reife Frucht. Nuancen deuten eine fast schon etwas vorangeschrittene Entwicklung an.
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Gelbfruchtig und intensiv, jedoch nicht unbedingt vielschichtig strömt das Aroma aus dem Glas.
Am Gaumen erscheint der Wein keinesfalls leicht, zeigt sich aber auch hier nicht so schwer, wie es die Farbe vermuten lässt. Einen Tick Hitze vom Alkohol ortet man schon, aber insgesamt besticht der Wein durch Harmonie und Eleganz. Vielleicht erscheint er auch hier mit reifer Frucht, etwas an angebräunte Apfel erinnernd, etwas fortgeschritten, aber unter dieser Schicht ist der Morstein ein fester Wein mit viel Rückgrat. Zudem prickelt die überbordende Mineralik förmlich auf der Zunge.
Am Gaumen wird der Wein mit der Zeit vielschichtiger, offenbart auch leicht bittere und herbe Noten, die an Orangenzesten und Grapefruit erinnern, aber auch an Kräuter. Das Finish hat eine gute Länge und bleibt animierend auf der herben Saftigkeit der Grapefruit.
Insgesamt ist der 2010 Morstein ein eleganter Wein, der zwar zuweilen etwas breit wirkt, jedoch auch die passende Struktur hat, die dem Trinker immer wieder den erforderlichen Eindruck der Präzision vermittelt. Ob der reifen Frucht habe ich aber so meine Zweifel zur Langlebigkeit des Weines – irgendwie vermisse ich ein bisschen die Betonung der Frische. Doch ich werde mit der nächsten Flasche lange genug warten und lasse mich dann gerne eines Besseren belehren! Es ist schwierig für mich ein Urteil über den Wein zu fällen, doch wegen der Harmonie, der Eleganz, den intensiven Aromen und der zufriedenstellenden Länge würde ich sagen, dass er knapp meine Erwartungen trifft. (90-91 Punkte)
