Nach meiner Rückkehr aus NY wollte ich mir natürlich ein paar Tage Fasten gönnen, aber das Versprechen hielt nicht lang . Als mir ein Essen in Mario Lohninger’s neuem Restaurant nahgelegt wurde, war die Verlockung einfach zu groß.
Der österreicher Mario Lohninger kam einst von New York wo er im Restaurant Danube (mittlerweile geschlossen) glänzte nach Frankfurt um in Sven Väth’s Cocoon Club das Bed-Restaurant Silk und das Micro Bistro zu eröffnen. Nun, nach einigen Jahren, hat er seine dritte Location mitten in Sachsenhausen an der Schweizerstrasse 1 – das Lohninger – präsentiert. Es soll Fine Dining mit österreicher Küche und einer gemütlichen Atmosphäre vereinen. Mal sehn.
karamellisierte Jakobsmuschel, baby Calamari, Königskrabbe, Paradeiser-Koriander Sauce – Es fällt auf, dass die Zutaten von allerbester Qualität sind. Zwar ist die Portion klein, aber die Jakobsmuschel ist perfekt gegart – aussen knusprig und innen noch fast glasig. Die Calamari haben Biß, sind aber sehr zart und kein Kaugummi. Das Krabbenfleisch ist in zarte süßliche Fäden zerrupft. von der Tomaten Koriander Sauce hatte ich zuerst einen richtigen Kick erwartet doch ist sie mit Koriander Samen und nicht dem frischen Kraut zubereitet. Im Endeffekt gar besser, da die zurückhaltende aber ausbalancierte Sauce die Meeresfrüchte voll zur Geltung kommen lässt anstatt einen krassen Kontrastpunkt zu setzen. Ein harmonischer Start.
Flammkuchen, gebeizter Lachs, Zitronen Crème fraîche – nun gut, es ist ja schon von vornerein klar, dass es sich hier nicht um die Hochkunst der Gourmetküche handeln soll sondern um eine zünftige Entrée. Dennoch haben wir uns hier geschmacklich mehr erwartet. Die Zitronencrème unter dem Lachs war etwas fad und schrie förmlich nach Meerrettisch (oder Kren wie man in Wien sagt). Der krosse Boden war zwar originell, aber erinnerte eher an Knäckebrot als an Flammkuchen. Das Knuspern hat trotzdem spaß gemacht. Und der Gelbe Muskateller, eher leicht und frisch hat sich auch schön dazugesellt.
Black Cod, geräucherte Consommé, Rettich -Wow, auf einmal kommt der Raketenstart in die gehobene Küche. Black cod wurde als Produkt durch die Edelsushi-Kette Nobu populär gemacht (Ein sogenannter “Signature dish” von Nobuyuki Matsuhisa basiert auf diesen Fisch). Er hat ein etwas festeres Fleisch als der Kabeljau und ist milder im Geschmack, fast suesslich. Dies wird hier durch eine süssliche Paste auf der Haut (Miso etwa wie bei Nobu?) unterstützt. Die schön ausbalancierte geräucherte Consommé setzt den idealen Kontrastpunkt. Eine Spitzenkombination die mich gleich wieder an die New Yorker Restaurants erinnert: Ein Gericht mit internationalem Flair.
Wiener Schnitzel, Gurkensalat, Kipfler Kartoffel Salat,
Preiselbeeren – Tadellos! Das Bild spricht für sich. Als persönlichen Touch gibt es geröstete Petersilie obendrauf.
Pre-Dessert. Lavendel Sorbet wenn ich mich recht erinnere…
Kaiserschmarrn, Apfelkompott, Topfen Eis – Ebenfalls tadellos und lecker. Langsam wurden unsere Bäuche aber voll. Dazu gab es übrigens eine Kracher Beerenauslese – verwundert war ich über 14% Alkohol, mir wurde aber gesagt dass sei nichts ungewöhnliches mehr.
Insgesamt sind wir geschmacklich ganz auf unsere Kosten gekommen. Insbesondere die “Fine Dining Schmankerl” konnten mich überzeugen, wobei die österreicher Spezialitäten allesamt auch tadellos auf den Teller gebracht wurden; nur der Lachs-Flammkuchen schien etwas farblos.
Nun zum Ambiente: Irgendwie habe ich es nicht so sehr geschafft die angekündigte Gemütlichkeit zu spüren. Das lag weniger am Service, der zwar etwas angespannt und nervös schien aber durchweg freundlich war, als an dem Interieur: Kahle graue Wände vermittelten ein kühles Feeling und mit den kleinen Fenstern fühlte ich mich in dem Nebenraum eher wie in einem Bunker. Das konnten die wenigen Dekoelemente für mich einfach nicht wettmachen. Vielleicht ist das an einem anderen Tisch besser. Das wird man sehen, da wir auf jedenfall wieder einkehren werden. Für jetzt scheint es mir eher ein gehobenes Restaurant für ein anspruchsvolles Date oder den Business Lunch zu sein als für ein gemütliches Get-Together.
Lohninger Restaurant
Schweizerstr. 1
60594 Frankfurt am Main
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tel: 069-247557860