Die Heimat in Frankfurt gehört zweifellos zu meinen Lieblings-Weinbars. Allein schon die Location macht sie einmalig, denn untergebracht ist die Heimat in einem denkmalgeschützten ehemaligen Kiosk aus den Fünfzigern oder Sechzigern mit einer grosszügigen Fensterfassade.
Deswegen fühlt man sich auch immer ein bisschen wie die Nighthawks im gleichnamigen Gemälde des amerikanischen Künstlers Edward Hopper. Jedoch ist die Stimmung in der Heimat wesentlich besser. Das Innere wirkt nostalgisch und modern zugleich, wurde stilvoll hergerichtet und ist trotz viel sichtbarem Beton sehr gemütlich. Wie bei Weintrinkern üblich geht es heiter zu und auch das sympathische und engagierte Team trägt wesentlich zur guten Atmosphäre bei.
Und auch nicht unwesentlich zur guten Laune trägt die Weinauswahl bei. Sommelier Oliver Donnecker, der hinter der Heimat Weinkarte steckt, hat mit viel Leidenschaft eine euopäische Auswahl zusammengestellt, die sicherlich mehrere Schwerpunkte hat. Doch wer den Blick auf die deutschen Weine wirft, dem fällt bestimmt ein kleines Faible für Rheinhessen auf. Doch Kleinode birgt die Karte auch ausserhalb Rheinhessens. Zum Beispiel sind mir ein paar gereifte Magnums von Künstlers Hochheimer Hölle als trockene Auslese zum fairen Preis aufgefallen.. Das wär doch mal was! Im Übrigen wird man von Oliver sowieso sehr gut beraten – für unentschlossene Weinfreaks wie mich hat er dann auch immer ein paar Überraschungen aus offenen Flaschen inpetto.
Wein ist in der Heimat ja generell eine wahre Herzensangelegenheit. Oliver legt sehr viel Wert auf den persönlichen Kontakt zum Winzer und bezieht seine Weine nur direkt vom Weingut. Auch ist es nicht ungewöhnlich Spitzenwinzer in der Heimat zu erspähen: Diese können sich hier zu recht wie zuhause fühlen.
Was die Preisgestaltung der Weinkarte angeht: Es lohnt sich mit Freunden in die Heimat zu kommen und Weine eher flaschenweise als glasweise zu trinken. Es gibt genügend Auswahl in der Preisgegend um 25-30 Euro wogegen die offenen Weine eher zum Nachteil kalkuliert sind. Man kann es der Heimat aber nicht verübeln.
Doch die Bezeichnung Weinbar wird dem Wesen der Heimat nicht ganz gerecht, denn es verbirgt sich auch ein feines Restaurant darin. Gregor Nowak und Tanja Huber schwingen in der Miniatur-Küche hinter der Theke die Kochlöffel und Messer und bereiten eine kleine Auswahl an leckeren warmen Gerichten zu. Dazu gibt es noch die obligatorische Auswahl an Schinken und Käseplatten die so mancher in einer Weinbar vorzieht.
Und was haben wir gewählt? Ein GV Federspiel von Pichler war auf den Punkt, saftig und ausbalanciert, und hat optimal den Hauptgang begleitet. Ich meine, dass es sich um einen 2007er handelte, hab aber leider keine Notizen gemacht.
Das grosszügige Filet vom Wolfsbarsch auf mediterranem Gemüse – unter anderem mit leckeren Artischocken – und im Meeresfrüchtesud sowie 3 Prachtexemplaren von Garnelen war makellos und geschmacklich voll überzeugend.
Der Siefersheimer Riesling von Wagner Stempel ist eine Mineralitäts-Bombe die auch mit schöner Frucht überzeugt.
Zum Abschluss, sozusagen als Reparaturwein, dann noch ein geradliniger Ziliken trocken.
Fazit: Eine schöne Empfehlung. Weinliebhaber werden sich hier ganz sicher wohl fühlen und auch Feinschmecker kommen auf Ihre kosten. Ganz wichtig: Frühzeitig reservieren. Die Heimat ist recht klein und die Plätze sind schnell vergriffen. Oder: Einfach mal auf gut Glück ab 22h vorbeischaun.
Heimat | Essen & Weine
Berliner Straße 70
60311 Frankfurt
Tel: 069-29 72 59 94
Öffnungszeiten:
täglich: 18h-1h
Noch ein paar Impressionen: