Des Doktors Riesling-Experimente: Bürklin’s Fass 23

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Das altehrwürdige Weingut Dr. Bürklin Wolf in Wachenheim ist schon länger für seine Vorreiterrolle im biodynamischen Weinbau bekannt und zeichnet sich immer wieder durch seinen Visionärsgeist aus. Deswegen verwundert es nicht, dass es immer wieder zu vinologischen Experimenten bereit ist. Und wer zum Beispiel auf einer Flasche Ruppertsberger Hoheburg PC den kleingedruckten Zusatz “Fass 23” auf dem Etikett findet, der hält ein solches Experiment in den Händen.

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Dabei handelt es sich um eine Zusammenarbeit des Weinguts mit dem Nürnberger Weinhändler K&U. Letzerer hat für eine kleinen Parzelle der Lage Hoheburg die genaue Ausbauweise des Weins bestimmen dürfen und entschlossen einen Wein zu keltern, der sich selbst überlassen wurde.  Das heisst: keine Temperaturkontrolle, Spontangärung im Halbstückfass und durchgegoren bis die Hefe nicht mehr wollte, Keine Filtration oder Schönung sowie 14 Monate Hefelager.

Diese Eckdaten haben mich natürlich neugierig gemacht und so habe ich nun eine Flasche zur Verkostung offen vor mir stehen.

Der Riesling schimmert dunkelgolden im Glas. Sobald man sich mit der Nase nähert wird man von seiner Intensität schier umgehauen. Die Rezeptoren werden wahrlich getränkt in üpigger pfälzer Riesling-Frucht die an getrocknete Aprikosen, gar an Aprikosen-Marmelade erinnert. Dazu kommen süßliche Noten von Kräutern.

Tja, eigentlich will man es ja fast nur beim Schnüffeln bleiben lassen, so betörend parfümiert ist die Nase, doch zwangsläufig kommt irgendwann der erste Schluck.

Der Wein ist mit seinen 13,5% natürlich eine Wucht, welche sich aber eher durch druckvolle Aromatik als durch Alkohollastigkeit bemerkbar macht. Die fast ölige Textur wirkt wie ein Medium die konzentrierte Aromen von angetrockneten Früchten einherkommend mit einer fast anisartige Süße transportiert. Darunter verbirgt sich eine prickelnde Mineralität. Der Wein öffnet sich rapide, wird immer wuchtiger, wobei die Mineralität sich fast in Salzigkeit verwandelt. Es erscheint eine leichte Bitternote die den Wein fast ein bisschen ernst wirken lässt und ihn seiner Beschwinglichkeit beraubt. Der Nachhall scheint nicht enden zu wollen.

Irgendwie lässt sich der Vergleich mit einem Kühn-Riesling nicht vermeiden. Zwangsläufig erinnert dieser Fass 23 etwas an die teils herben, kräuterartigen Rieslinge des rheingauer Öko-Winzers. Doch man merkt auch deutlich, dass dieser mit einer barocken, eindeutig pfälzischen Frucht versehen ist.

Trotz Bitterton fällt mein Urteil über diesen Wein sehr positiv aus. Für mich also ein mehr als gelungenes Experiment, das zeigt was man alles aus der Rebsorte Riesling rauskitzeln kann. Es ist aber auch ein Wein zum Auseinandersetzen, zum Grübeln. Ein Wein mit dem man im Dialog ist um ihn zu verstehen und eigentlich nix wenn man nur mal schnell die Lachsschnitten runterspülen will. Aber was rede ich da: Gutem Essen gegenüber wird  sich dieser Wein sicherlich nicht als undankbar erweisen.

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3 thoughts on “Des Doktors Riesling-Experimente: Bürklin’s Fass 23

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