Ich ahne es: Dieser Wein wird jung sein. Dennoch kann ich der Versuchung nicht widerstehen und zieh den Kork. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass wir ihn probiert hatten. Vor ein paar Wochen waren wir nämlich im Weingut um dem neuen Jahrgang auf den Zahn zu fühlen und eventuell ein paar schmackhafte Rieslinge und Rotweine in den Kofferraum zu legen. Nach der Probe hatten wir einige Favoriten in der engeren Auswahl, doch da sich der 2009er allgemein grosser Beliebtheit erfeut und die frühen Rosinenpicker schon längst zugeschlagen hatten, wurde uns die Entscheidung quasi sehr einfach gemacht: Nur dieser Wein kam bei den Rieslingen in Frage. Und nun hab ich halt schon wieder vergessen wie er denn genau schmeckt und deswegen die Versuchung!
Der Besuch im Weingut – es war unser erster – lohnt sich übrigens vollends. Eine moderne Probiertheke und die sympathischen Mitarbeiter von Philipp Kuhn machen das Verkosten zur Freude. Übrigens: Daß hochwertige Weine angestrebt werden, sieht man nicht nur an den edlen französichen Holzfässern die gerade angeliefert wurden und im Hof stehen, sondern auch am Weinkühlschrank, der mit allerhand edlen und renommierten Gewächsen aus der ganzen Welt bestückt ist. Nach Feierabend wird hier wohl gerne “Benchmarking” betrieben – für die Mitarbeiter bestimmt eine angenehme Art der Qualitätsförderung.
Falls man übrigens noch nicht genug vom Verkosten hat, kann man anschliessend auch noch ein paar hundert Meter weiter ins altbekannte Laumersheimer Weingut Knipser einkehren.
Aber nun endlich zum Wein. Dieser ist, wie schon geahnt, tatsächlich noch ein Jungwein, dafür aber trotzdem schon sehr trinkig. Mit leicht grünen Reflexen schimmert er blass-golden daher. In der Nase deliziöse Aprikose, die zwar intensiv ist, vollreif wirkt, dennoch aber nicht übertrieben erscheint. Vielleicht sind noch ein paar rauchige Anklänge dabei die ein Hauch Komplexität einbringen.
Am Gaumen ein seidiger, fast ölig wirkender Wein mit Opulenz und Finesse. Ecken und Kanten hat er nur wenige, dafür aber pralle Frucht die manchmal fast leicht süßlich wirkt. Für Trocken-Fanatiker ist das nichts, aber die haben in der Pfalz sowieso nur eine handvoll Anlaufstellen. Der Wein besticht auch durch seine Harmonie: Die Säure ist nicht zu intensiv und ausserdem perfekt integriert um mit einen leichten Schmelz einen schönen Akzent zu setzten. Mineralisch wirkt der Wein dann vor allem im Finish. Durch einen mittleren Nachhall wird der Wein komplettiert und alsbald der nächste Schluckzyklus eingeleitet.
Da der Wein auf die Dauer vielleicht fast ein Tick zu süß wirkt um solo genossen zu werden, stell ich ihn mir perfekt als Essensbegleiter vor. Was heisst vorstellen? Ich hab es gleich getestet und einen Roquefort-Käse dazu probiert und es passt hervorragend, da er die scharf-süßliche Cremigkeit herrvoragend ergänzt. Insgesamt ein leckerer Riesling der sicherlich in einem halben Jahr zur Höchstform auflaufen dürfte, jetzt aber schon gut zu trinken ist. 85 +