Das hätte ich nicht gedacht! Zwar wurde schon viel gutes über dieses “neue” Weingut berichtet. Doch, dass ich auf Anhieb so überzeugt sein würde… Schon beeindruckend wie man ein Qualitätsweingut aus dem Nichts schaffen kann!
;=D Aber Moment mal! Das Weingut ist ja nicht wirklich neu. Vorher fungierte es halt nur unter anderem Namen: Dr. Deinhard. Aha! Nichts Unbekanntes! Dieses Traditionsweingut wurde im Jahr 2007 dann vom Werbeunternehmer Achim Niederberger übernommen, quasi als Ergänzung zu seinen bisherigen deidesheimer Gütern Bassermann-Jordan und Von Buhl, sowie Villa Niederberger im benachbarten Neustadt. 2009 wurde das Weingut in Von Winning umbenannt, den Namen einer der früheren Besitzer aufgreifend. Wohlgemerkt bleibt aber der traditionsreiche Namen Dr. Deinhard als zweite Weinlinie des Guts erhalten. Es liegt natürlich nahe, das viel Marketing hinter diesem Ganzen Prozedere steckt, aber im Endeffekt unterscheiden sich die ganzen Wein-Linien des Niederberger-Imperiums auch in ihrer Stilistik. Insofern macht ein klares namentliches und visuelles Trennen dann auch viel Sinn.
Und übrigens ist das Label-Design auch grosse Klasse. Da muss man den Machern einfach mal ein Kompliment machen! Aber wie gesagt: Auch der Inhalt scheint nicht von schlechten Eltern. Denn als ich vor ein paar Monaten das Weingut besucht habe, waren schon fast alle 2009er Weine ausverkauft. Nur vom Deidesheimer Grainhübel war noch was übrig und da hab ich mich doch gleich mal erbarmt. Diesen haben wir nun im Glas.
Man merkt sofort, dass der Wein eine etwas andere Stilistik hat. Zwar nicht an der Farbe, die Riesling-typisch erscheint, aber zumindest an der Nase. Sie zeigt sich mit intensiver Frucht, aber doch weniger barock als man es sonst von der Pfalz gewohnt ist. Äpfel, Birnen und Zitrus-Noten erscheinen elegant verwoben und zugleich in einer unerwartet frischen Art. Der Clou kommt aber von einem leichten Fasseinschlag mit dezenten Aromen von Eiche, die vermutlich von einem Teil neuerer Stückfässer stammen. Selbst wenn man kein Freund von Holznoten ist, muss man überrascht feststellen, dass diese dem Wein ausserordentlich gut stehen.
Am Gaumen setzt sich das positive Bild fort. Auch hier erscheint die elegante Frucht, die sich auch schon in der Nase bermerkbar gemacht hat. Doch nun trifft sie auf prickelnde Mineralik. Auch der Fasseinschlag ist wieder bermerkbar und fügt dem Wein auf dezente Art und Weise eine neue Dimension hinzu. Dies betrifft auch Strukur und Textur, die dem Wein eine interessante Spannung verleihen, erscheint er doch gleichzeitig cremig und rauh. Hiermit wird für mich auch ein interessantes Alterungspotential angedeutet. Ausserdem stimmt die Balance und man erfreut sich an einer schönen Präsenz und einem lang anhaltenden Finish, mit Frucht, Mineralität und Frische.
Chapeau! Das ist eine eindrucksvolle Vorstellung. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen in diesem “neuen” Weingut. Sicher ist, dass es jetzt schon eine weitere Bereicherung für die deutsche Riesling-Landschaft darstellt. Der Vielfalt scheinen erfreulicherweise keine Grenzen gesetzt.
