Vinocamp Session – Vergessene Rebsorten der Champagne

Endlich habe ich die Gelegenheit meine ersten Eindrücke vom Vinocamp digital zu verewigen. Der Einfachheit halber fange ich chronologisch einfach von hinten an, mit einer tollen Session zum Thema Champagner und seine Rebsorten, hervorragend organisiert und geleitet von Nicola Neuman (Firma Noble Wine), sowie Weinblogger Markus Budai (Budi’s Foodblog), denen ich an dieser Stelle gleich ein riesiges Dankeschön aussprechen will!

Dem französischen Weingesetz, bzw. dem Regelkatalog der AOC Champagne, ist zu entnehmen, dass neben den bekannten und häufig verwendeten Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier, auch noch weitere, zum Teil kaum mehr angebaute Rebsorten, für die Champagnerherstellung zugelassen sind. Dabei handelt es sich um Pinot Blanc (ca. 85 ha Anbaufläche), Petit Meslier (ca. 3 ha), Arbane (ca. 1 ha) und Pinot Gris (ca 1 ha).

Da die Gesamtanbaufläche der Champagne rund 34.000 ha beträgt, ist klar, dass alle in dieser Probe gekosteten Weine extrem rar sind, zum Teil kaum auffindbar. Deswegen gilt der Dank für diese Probe auch den Stiftern der Flaschen wie der Firma Noble Wine, der Weinhandlung Kreis sowie der K&U Weinhalle. Alles übrigens uneingeschränkt empfehlenswerte Quellen für gute Weine.

Aber nun zu den Wein-Beschreibungen. Meine Notizen beschränken sich hier nur auf jene Weine, für die ich tatsächlich etwas notiert habe, obwohl eigentlich alle präsentierten Weine eine Erwähnung verdient hätten- an meiner Notier-Ausdauer muss ich noch etwas arbeiten.

Champagne Aubry Le nombre d'or

Le Nombre d’Or – Campanae Veteres Vites Brut 2002 von Champagne Aubry ist eine Jahrgangscuvée  aus allen 7 zugelassenen Rebsorten der Champagne. Der Weissburgunder-Anteil scheint hier zu überwiegen, was vor allem Champagner-Kenner Boris Maskow negativ auffällt, denn er ist kein Freund von Pinot Blanc in Champagner. Jedoch ist der Wein keineswegs schlecht oder uninteressant. Für sein Alter hat er noch eine schöne Frische und die feine Perlage verleiht ihm eine gewisse Eleganz. Auffällig ist eine deutliche Vanille-Note in der Nase, die, je länger man dran schnüffelt, den Wein dann doch etwas eindimensional wirken lässt.

Tarlant BAM

Der BAM! von Benoît und Mélanie Tarlant trägt seinen Namen vollkommen zu Recht. Die Cuvée aus  Petit Meslier (64%), Arbane und Pinot Blanc aus den Jahrgängen 2007 und 2008  stellt einen ultratrockenen Wein dar, der wie ein Stromschlag durch den Gaumen geht und bis in die  Backenspitzen elektrisiert. Er wirkt vom Aroma her leicht apfelig und weist auch eine sehr schöne, dezente Rauchigkeit vor. Eine spannende Komposition, die vor allem Liebhaber nicht-dosierter Champagner begeistern wird. Der Wein wurde übrigens erst 2 Wochen vor dieser Probe degorgiert und verkorkt, was ihn vielleicht auch etwas unruhig wirken lies. Insgesamt gibt es von dieser Sondercuvée nur 1000 Flaschen.

Tarlant BAM Etikett
Der BAM von hinten: Degorgiert am 14. Juni!

Wein Kaiser mit BAM
BAM! schlägt zu und erwischt die Gesichtsmuskulatur des Weinkaisers auf dem falschen Fuß! ;)

Bedel Comme autrefois

Der Comme Autrefois von Francoise Bedel ist ein Verschnitt aus 70% Pinot Meunier mit 30% Chardonnay, der wie in alten Zeiten vinifiziert wurde. Das bedeutet: Die Weine werden im Eichenfass ausgebaut und die Flaschengärung geschieht mit handverschnürten Naturkorken statt mit Kronkorken. Diese sind luftdurchlässiger, was eine schnellere Oxidation zur Folge hat. Als Gegenpol hierzu lag der Comme Autrefois rund 10 Jahre auf der Hefe. Diese hefige Ader merkt man deutlich in Nase und am Gaumen. Insgesamt wirkt der Wein kraftvoll und recht rustikal, mit intensiven, fast kratzigen Noten, die aber auch zum Teil von der Hefe geglättet werden und so für eine abwechslungsreiche voluminöse Erscheinung am Gaumen sorgen.

Bruno Paillard Le Mesnil 2008

Nun gab es noch 2 Stillweine, die unbedingt eine Erwähnung wert sind. Der “Le Mesnil 2008” von Bruno Paillard stammt, wie der Name schon sagt, aus der Toplage Mesnil und wird unter der Bezeichnung Vin Blanc des Côteaux Champenois angeboten. Und dieser Stillwein ist auf jeden Fall gar kein so stiller Wein. “Laserschwert”, wie von Nicola Neumann zu hören war, trifft definitiv den Nagel auf den Kopf. Er zeigt die berühmte kreissägenartige Säure als spannendes Gerüst für einen Wein, der ansonsten in sich zu ruhen scheint, der sehr delikat und detailreich wirkt, mit rauchigen, mineralischen Noten versehen ist und knackig grünen Apfel als Fruchtkomponente vorweist. Viele Probenteilnehmer fühlen sich an Chablis erinnert. Es ist auf jeden Fall großer Stoff und gerne würde ich diesen noch einmal in ein paar Jahren probieren.

Leclapart Trepail Rouge

Als zweiter Stillwein eine noch drastischere Kuriosität mit einem Pinot Noir aus der Champagne, der als Rotwein statt wie üblich als “Blanc de Noirs” vinifiziert wurde und so naturgemäß ebenfalls die Bezeichnung Coteaux Champenois tragen muss. Der Trépail Rouge von David Léclapart stammt von einer Premier Cru Parzelle aus der Gegend um die Gemeinde Trépail. Kurios ist auch der Geschmack, da er stark an einen guten Beaujolais erinnert, also an einen Wein, der aus der Gamay Traube gekeltert wird – Ich muss beispielsweise an den Morgon von Marcel Lapierre denken. Eine Parallele gäbe es ja:  Léclapart ist bekannt für seine sparsame Verwendung von Schwefel und gehört wie Lapierre somit zu den Winzern der Vin Naturel Bewegung.

Nochmals Danke an die beiden Organisatoren dieser Sesssion. Eine sehr schöne Zusammenfassung dieser Probe ist auch auf Budi’s Foodblog zu lesen.

Markus Budai und Nicola Neumann
Nicola Neumann und Markus Budai

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