Weinblogger und quasi-profi-Weinkritiker Panos Kakaviatos war wieder im Dienste des Genuss unterwegs und hat im Burgund den neuen Jahrgang 2010 verkostet, den er übrigens sogar besser fand als den schon hochgelobten Jahrgang 2009. Viel Gutes gab es da, und natürlich auch viel Teures! Als Schnäppchen hat er aber einen 2010 Givry 1er Cru ausgemacht von der noch weniger bekannten Domaine Joblot. Givry gehört zur Côte Chalonnaise, die neben der Côte de Beaune und Côte de Nuits ein kleines Schattendasein führt. Doch kann man dort aus diesem Grund auch noch bezahlbare Kleinode finden, denn auch hier tummeln sich einige hochtalentierte Winzer.
Hier nun der O-Ton von Panos zum 2010 1er Cru, Clos de la Servoisine von Joblot:
Givry 1er Cru Clos de la Servoisine 2010. Very fresh, frank, ripe and tasty. Southern region where ripeness was “easily achieved” he said in 2010. About $30 and worth every penny. I gave this an underline because of the superb price/quality ratio. Buy this without hesitation!
Ich konnte dieser Schnäppchen-Empfehlung nicht widerstehen und orderte mir gleich eine Probeflasche. Hier nun meine Beobachtungen:
Sehr schöne, fast transparente Farbe. Ein leuchtendes Rubinrot mit violetten Reflexen. Die Nase ganz leicht vom Holz geküsst, mit ein bisschen Vanille also, aber vermählt mit einem grossen Korb Waldbeeren. Auch dezente Gewürznoten sind zu vernehmen. Elegant und zum Dauerschnüffeln animierend.
Am Gaumen eine leicht fließende Essenz, noch mit Tanninen, welche sich aber feinpudrig und reif zeigen. Ein mundfüllender Wein, leicht erdig, der mit einem Korb roter Früchte und viel Substanz bei gleichzeitig filigraner Statur besticht. Eine schön frische Säure begleitet die Frucht. Der Wein ist lang anhaltend, wenn auch mit etwas Hitze im Abgang. Ich muss irgendwie an eine Kreuzung zwischen Nuits St Georges und Chambolle Musigny denken, denn dieser Givry hat Charme und Substanz zugleich.
Ich würde ihn jetzt nicht als außerordentlich komplex beschreiben, als extraterrestrische Genusserscheinung, aber er hat eine schönes monolithische Wesen, das Substanz mit Leichtfüßigkeit paart, zeigt eine wunderbare Balance und das Holz ist mehr als gekonnt eingebaut. Châpeau!
Außerdem ist der Wein zwar schon jetzt erstaunlich gut zu trinken, wird sich aber mit Sicherheit noch einige Jahre weiterentwickeln. Und mit einem Preis von 25 Euro kann man diesen Wein wahrlich als Schnäppchen bezeichnen. In Deutschland gibt es ihn zum Beispiel bei Pinard de Picard und bei N+M zu kaufen.