Pferd und Malbec!


Kein Pferdiggericht!

Was haben Pferd und Malbec gemeinsam? Eigentlich nicht viel, mit der Ausnahme vielleicht, dass kräftiger Rotwein in der Regel gut zu intensivem Fleisch passt. Es war natürlich eher der aktuelle (oder mittlerweile fast schon wieder abgehakte) Medienwahnsinn um die Pferdelasagne, der unseren Gastgeber Ilyan auf die Idee brachte, dem wahren Pferdegeschmack auf die Spur zu kommen. Eine guter Plan. Denn, zwar meine ich schon einmal irgendwann Pferd gegessen zu haben (nicht in der Lasagne), doch so genau kann ich mich weder an den Zeitpunkt noch an den Geschmack erinnern.

Fohlen, gebraten
Auf dem Grill gebratene Fohlen-Hüfte

Daher ist auch erstmal der Pferdefleisch-Geschmack das Thema. In diesem Fall wurde Fohlenhüfte verabeitet (bei einem Frankfurter Metzger gekauft). Der Großteil des Fleisches wurde nach einem leckeren bulgarischen Eintopf-Rezept geschmort. Ein anderer Teil wurde sozusagen pur als Steak auf den Grill geschmissen.

Kurios das Testergebnis: Im Vergleich zu Rind schmeckt das Fohlenfleisch, wenn es innen noch Rosa, bzw Medium gegart ist, deutlich intensiver, jedoch im geschmorten Zustand etwas fader. Spontan kann ich mir das im Grunde nur durch den geringeren Fettanteil im Pferdefleisch erklären. Aber falls hier ein Profi durchs Web schwirren sollte – ich bin für jede Erklärung dankbar

Fohlenhuefte auf bulgarische Art
Im Bild die geschmorte Fohlenhüfte, mit Kartoffeln, Pflaumen, Okraschoten (in der bulgarischen Küche viel verwendet), etwas Wein und anderen leckeren Zutaten!

Aber loben will ich erst die Küchenkunst von unserem Gastgeber. Nicht nur das Schmorgericht, sondern auch die Beilagen waren vorzüglich. Ein Salat bestehend aus gehobeltem Fenchel und Zuchini in einem Dressing aus Orangensaft und Dill, wird von nun an auch zu meinem Repertoire gehören. Exzellent auch eine Art bulgarischer Dip mit Auberginenfleisch, gegrillten Paprika mit Knoblauch und einem Hauch Minze!

Nun aber zum Thema Wein Blindprobe. Warum Malbec? Eigentlich einfach nur so, vielleicht mit dem Hintergedanken, diese Rebsorte im neue Welt/alte Welt Kontext zu probieren. Wir haben die Weine blind probiert, und der Einfachheit halber nach jeder probierten Flasche den Wein enthüllt. In der Auswahl waren französische Malbecs aus der Ursprungsregion Cahors – dort heisst die Rebsorte übrigens auch “Cot”- sowie südamerikanische Vertreter aus Chile und Argentinien. Argentinien ist momentan bekanntlich der größte Malbec-Produzent weltweit. Doch obwohl es dort einige bekannte Namen gibt, waren wir bei der Auswahl der argentinischen Weine im Blindflug untewegs, mit dem Preis als quasi einzigem theoretischen Qualitätsmerkmal.

2008 La Fage Domaine Cosse Maisonneuve

2008 Cahors La Fage von Domaine Cosse Maisonneuve– Die dunkle Farbe offenbart zum Rand einen leichten Ziegelton, was ein etwas fortgeschritteneres Alter verraten könnte. Die Nase ist fein, dezent parfümiert nach Beeren aber auch Gewürzen. Ein leichter Uhu-Ton ist Anfangs da, später aber nicht mehr wahrnehmbar. Am Gaumen ein Wein der leicht-bis mittelgewichtig daherkommt, mit feinpulvrigen Tanninen. Ein schönes Säuregerüst verleiht dem Wein eine gewisse Saftigkeit und auch eine angenehmen Frische. Der Wein blebt recht lang am Gaumen. Insgesamt hat er etwas ursprüngliches, eine Assoziation mit Frankreich erscheint mir daher sofort als naheliegend. Ein Wein, der mir gefällt, er vermittelt ein gewisses Easy-Drinking Feeling, jedoch gekoppelt mit der Ruppigkeit eines authentischen Weines.+ (Preis: 16 Euro)

2008 Norton Malbec Reserva

2010 Bodegas Norton Reserva Malbec aus Mendoza, Argentininen– Eine leuchtend dunkle Farbe scheint hier eine gewisse Jugend zu verraten. In der Nase trifft man auf reichlich süße Beerenfrucht, aber auch auf Gewürznoten. Ein intensiver Vanilleton verrät den Einsatz von womöglich neuer amerikanischer Eiche und entlarvt den Wein als vermeintlich südamerikanisches Produkt. Am Gaumen ergibt sich das gleiche Aromenbild mit einem zusätzlichen, leichten, Lorbeer-Bitterton. Der Wein zeigt eine eher mittelmässige Länge ist aber insgesamt gefällig und findet in der Runde vor allem bei den Damen Anklang. Meinen persönlichen Geschmack trifft er allerdings nicht, wirkt er insgesamt doch schon ein wenig gekünstelt, vor allem durch die aufgesetzte Vanillenote. –  (Preis: 13,50 Euro)

Escorihuela Limited Edition Malbec 2008

2008 Bodegas Escorihuela Gascón Limited Edition Malbec aus Mendoza – Der dritte Kandidat erscheint tiefdunkel in der Farbe. In der Nase nehmen wir süße Beeren wahr, vermengt mit einer leichteren Vanillenote als im vorherigen Wein. Insgesamt erscheint dieser etwas eleganter. Am Gaumen zeigt sich der Wein von geschmeidiger, samtiger Eleganz. Auch hier dominieren die Beeren, doch der Wein hat auch eine frische Ader. Den meisten am Tisch gefällt der Wein, er zeigt sich konzentriert und direkt. Für mich ist es wohl der gelungenste der südamerikanischen Vertreter an diesem Abend, insbesondere auch, weil er sich mit der Vanille zurückhält. + (Preis 17,95 Euro)

2006 Chateau les Hauts d'Aglan

2006 Château Les Hauts D’Aglan  aus Cahors Die Robe ist hier zwischen schwarz und ziegelfarben. In der Nase erscheint der Wein zart parfümiert. Den meisten in der Runde fällt ein erdiger Ton auf. Anfangs meine ich wieder eine oxidative Note zu vernehmen, doch wie schon beim ersten Wein, verfliegt sich diese. Am Gaumen zeigt sich der Wein mit etwas Grip durch geschliffene Tannine. Dunkle Frucht ist ausreichend dabei, aber auch ein Teil rote Beeren nehme ich wahr (Vielleicht wegen der 10% Merlot, die sich in diese Malbec-Probe eingeschlichen haben?). Ein Hauch Vanille kommt am Gaumen durch, sowie eine leicht brandige Note. Trotz der Vanille wird der Wein wegen seiner etwas strengen, erdigen Note von der Runde als Franzose eingestuft. Für mich ist der Wein nicht makellos, er spricht mich aber dennoch eher an, als zum Beispiel der Norton Reserva, der einer ähnlichen Preiskategorie zuzuordnen ist. +- (Preis: Rund 10 Euro)

2010 Viu Manent

2010 Viu Manent Reserva Malbec aus Colchagua Valley Chile – Eine dunkle, leuchtende Farbe verrät hier einen jungen Wein. In der Nase ist der nun zum wiederholten Mal auftretende Vanilleton sehr vordergründig und zusammen mit den süßen Beeren drängt sich für mich gleich das Etikett “Neue Welt Marmeladenwein” auf. Am Gaumen kann der Wein mit sehr feinen Tanninen, sowie mit einer interessanten Gewürznote auftrumpfen, doch auch in unserer Runde sind mittlerweile alle der Vanille überdrüssig. –

2011 Zuccardi Malbec Reserva

2011 Bodegas Familia Zuccardi Reserva Malbec aus Mendoza, Argentinien – Die Vanilleorgie setzt sich fort, genauso wie die süßen Beeren nach Schema F. Am Gaumen zeigt dieser Wein aber auch eine angenehme Säure, die Ihn etwas lebendiger wirken lässt als alle anderen südamerikaner in dieser Probe. +-

2005 Les Laquets Cosse Maisonneuve

2005 Les Laquets, Domaine Cosse Maisonneuve, Cahors – Den ersten wahrlich “schwarzen” Wein haben wir hier. Man muß schon sehr genau hinsehen, um am Rand eine leichte Aufhellung zu finden, die einen Hinweis auf ein vielleicht doch schon etwas fortgeschrittenes Alter geben kann. Doch spontan würde man diesen Wein eher als Jungspund einschätzen, obwohl es ja eigentlich der älteste der Probe ist. In der Nase zeigt sich eine schöne, wilde Note, stinkig in Richtung Brett gehend, aber für mich auf jeden Fall angenehm. Die Nase wird sich im Laufe des Abends noch als wahres Füllhorn entpuppen mit Cassis, Rauch, aber auch Veilchen. “Wilde Eleganz “beschreibt es vielleicht ganz gut. Am Gaumen wird man erst von einem Tannin-Express überrollt, auch hier scheint der Wein jung. Doch diese mildern sich im Laufe des Abends ab und sind anschliessend als angenehmer Grip zu empfinden. Aber auch am Gaumen zeigen sich dunkle Frucht und Veilchen und eine tolle Frische. Auch die wilden, erdigen Noten erscheinen wieder. Ein Wein, der vielleicht nicht jeden Geschmack trifft, für mich aber ein absolutes Highlight darstellt. ++ (Preis: 29 Euro)

Fazit zum Wein: Ziemlich deutlich gefallen mir die ursprünglich anmutenden französischen Vertreter dieser Rebsorte. Leider wurde das Gros der von uns nach dem Zufallsprinzip gewählten südamerikanischen Malbec dem Neue Welt Clichee gerecht. Viel Holz, viel Konfitüre. Am besten präsentierte sich da noch der Limited Production Malbec von Escorihuela, der aber auch schon stolze 18 Euro kostet. Aber da gibt es bestimmt noch ganz andere Weine aus Argentinien: Die Auswahl ist so groß, dass man hier mitnichten einen Stempel aufdrücken sollte. Bei den Franzosen gefielen mir die beiden von Cosse-Maisonneuve unglaublich gut. Das sind noch Weine, die nach Handwerk und Ehrlichkeit schmecken, wenn auch das etwas abgedroschen klingen mag. Jedoch muss man ehrlicherweise sagen, dass zum Beispiel der eindeutige Gewinner Les Laquets mit 30 Euro wohl auch der teuerste Wein der Probe ist (sein Geld wohl aber wert). Als Empfehlung würde ich also den “kleinen” Cosse-Maisonneuve, La Fage ausschreiben.

Marzellinas Creme Brulee

Zum süßen Abschluß gab es noch eine grandios leckere Crème Brûlée. Das Bild spricht für sich, oder? Vielen Dank Marzelina und Ilyian, für diesen tollen Abend. Es wird bald Zeit für eine Revanche.

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  1. Philipp Said,

    das sieht einmal mehr wieder genial aus…

    eigentlich solltest du die rezepte auch noch veröffentlichen in einem separaten teil ;-)

  2. Blindtaster Said,

    Das Rezept war in diesem Fall nicht von mir! Sonst würde ich es Dir auch sofort rausrücken! :)

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