Früher war alles besser! Ein Satz, den man auch in der Weinwelt oft hört und dies nicht selten in Verbindung mit Barolo. Damals, in den 70ern und 80ern waren die Weine noch “klassisch” im grossen Holzfass ausgebaut, hatten fast mehr Tannin als Frucht und waren so auf Langlebigkeit ausgelegt. Undenkbar eine Flasche vor 10 Jahren Kellerreife zu öffnen. Heute sind viele Baroli auf frühzeitigen Genuß getrimmt, erscheinen üppig in der Frucht und mit hohem Alkohol (Obwohl dieser Trend sich auch langsam wieder dreht). Es ist daher immer wieder interessant als Kontrast und Erdung einen Klassiker aus den Eighties zu probieren.
Über diesen 1986 Contratto, ein Mitbringsel von Oskar, weiss ich nicht viel, ausser dass er eben aus 1986 stammt. Seines Alters wegen verzichten wir auch aufs Dekantieren und schenken direkt in große Gläser ein. Der Wein ist erwartungsgemäß etwas aufgehellt, mit orange-braunen Rändern an der Seite. In der Nase zeigt er jedoch erst dunkle Frucht sowie ätherische Noten, etwa an Tannennadeln erinnernd. Später wird die Frucht etwas präziser und wir müssen an Sauerkirschen und Blaubeeren denken. Vom Alter ist in der Nase wenig zu spüren, bis auf einen sehr leichten, kaum störenden Oxydationston.
Am Gaumen zeigt sich der Barolo erstaunlicherweise noch adstringierend, – das ist er, der eighties Feel – dennoch gibt er sich anschmiegsam und mundfüllend. Zur Mitte hin wirkt der Wein gar saftig, nach einer Weile fast Zitrus-artig , an Orangenzesten erinnernd. Auch mit der dazugehörigen Bitterkeit. Zusätzlich erinnert ein Ton hier an Pinien-Nadeln.
Insgesamt ist es ein Wein der sich unglaublich saftig und animierend gibt. Und wir müssen feststellen: Alter No-Name Barolo macht Spaß. +
